Ärzteschaft

Altersmediziner informieren über neuen Diagnoseschlüssel zur Sarkopenie

  • Dienstag, 13. Februar 2018
/kzenon, stockadobecom
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Berlin – Über einen neuen Diagnoseschlüssel können Ärzte jetzt altersbedingten Muskel- und Funktionsabbau, also Sarkopenie, codieren. Über die Hintergründe zu dem Diagnoseschlüssel und seine Anwendung informiert die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Der Schlüssel ist im Katalog „ICD-10-GM Version 2018“ des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) aufgeführt.

„Der neue ICD-Code für Sarkopenie ist das Ergebnis aus über zehn Jahren Forschungs­arbeit. Vorher gab es viele unterschiedliche Definitionen und Vorstellungen, wie man dieses Krankheitsbild erfassen soll“, erläuterte der DGG-Experte Michael Drey, Bereichs­leiter Akutgeriatrie der Medizinischen Klinik und Poliklinik IV des Unikli­nikums München.

Zwei Kriterien berücksichtigt

Zunächst habe man versucht, die Diagnose nur an der Muskelmasse festzumachen. „Später hat man dann festgestellt, dass das Kriterium Muskelmasse allein nicht aussagekräftig genug ist. Denn es gibt ältere Menschen, die zwar wenig Muskelmasse haben, aber deren Funktionalität noch sehr gut ist. Der neue ICD-Code berücksichtigt beide Kriterien – geringe Muskelmasse und reduzierte Funktionalität, ist also viel spezifischer“, so Drey.

Für die Versorgung schlägt er ein Stufenkonzept vor, nachdem Hausärzte Hinweise auf eine Sarkopenie erfassen. Geriatrische Zentren könnten dann mit einer weiter­führenden Diagnostik die Sarkopenie bestätigen und entsprechende Therapien ableiten und anwenden.

„Durch die genauere Diagnostik kann die Therapie zielgerichteter werden“, so Drey. Sie bestehe im Augenblick vor allem aus einer Kombination von entsprechender Ernährung und Bewegung. „Wichtig für Sarkopenie-Patienten sind eine proteinreiche und Vitamin-D-haltige Ernährung. Je nach individuellem Funktionsverlust sollte zusätzlich Kraft- und Gleichgewichtstraining durchgeführt werden“, sagte der Geriater.

Er betonte, die Diagnostik der Sarkopenie müsse künftig noch präziser werden. Dazu sei weitere Forschung nötig. „Auch in der Sarkopenie-Therapie sehe ich noch viel Nachholbedarf: Es gibt zum Beispiel noch viel zu wenig adäquate Bewegungs- und Trainingsangebote für die Ü-80-Jährigen in der Praxis“, erklärte der DGG-Experte.

hil

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