Altersstandardisierte Parkinsonprävalenz rückläufig
Berlin – Die altersstandardisierte Parkinsonprävalenz in Deutschland hat einer Analyse von Diagnosedaten zufolge zwischen 2017 und 2022 abgenommen.
„Im Jahr 2017 lag die Gesamtprävalenz mit 0,38 % um 0,09 Prozentpunkte höher als 2022“, schreiben Forschende des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Journal of Health Monitoring (2025 DOI: 10.25646/13056). Sie hatten anonymisierte Krankenkassenroutinedaten der etwa 27 Millionen AOK-Versicherten aus den Jahren 2017 bis 2022 untersucht.
„Auf Basis der verwendeten Falldefinition waren im Jahr 2022 0,35 % (Frauen 0,34 %, Männern 0,36 %) der Bevölkerung in Deutschland von der Parkinsonkrankheit betroffen (administrative Prävalenz).“ Dies entspreche etwa 295.000 Menschen, schreibt das Team um Alexander Rommel vom RKI. Die administrative Prävalenz sank seit 2017 mit 0,04 Prozentpunkten weniger deutlich als die altersstandardisierte Prävalenz.
Mit dem Alter nehme die Prävalenz der Parkinsonkrankheit deutlich zu, so die Forschenden. So hatten 2022 0,61 % der Bevölkerung ab 40 Jahren eine diagnostizierte Parkinsonkrankheit, in der Altersgruppe der 90- bis 94-Jährigen waren es 2,99 %.
Warum die altersstandardisierte Parkinsonprävalenz in Deutschland zuletzt gesunken ist, ist den Forschenden zufolge nicht ganz klar. Sie nennen den Rückgang selbst „diskussionswürdig“.
So würde der in einer früheren Studie (2018; DOI: 10.1016/S1474-4422(18)30295-3) beschriebene Anstieg der altersstandardisierten Parkinsonprävalenz im Zeitraum von 1990 bis 2016 erwarten lassen, dass die Prävalenz weiter ansteige. Die nun ausgewerteten Daten und auch anderen Analysen auf Basis von Abrechnungsdaten zeigen aber einen anderen Trend, wie die Gruppe um Rommel schriebt.
„Für den Rückgang der Erkrankungshäufigkeit liegt noch keine abschließende Erklärung vor.“ Möglich sei, dass der Rückgang bestimmter Risikofaktoren, beispielsweise von Umwelteinflüssen wie der Pestizidbelastung, oder die Veränderung von Ernährungsgewohnheiten einen Teil der Entwicklung erklären.
Es sei aber auch denkbar, dass ein verändertes Diagnose- und Kodierverhalten der behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Ursache sei. Prinzipiell könnte auch die COVID-19-Pandemie durch seltenere Kontakte mit dem Gesundheitswesen die diagnostizierte Prävalenz beeinflussen, so die RKI-Forschenden.
Auf diesen Punkt weist auf Anfrage auch die 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), Kathrin Brockmann, hin. So könne es sein, dass Menschen mir frühen Parkinson-Symptomen wie Muskelschmerzen und Tremor während der Coronapandemie 2020-2022 aufgrund von Kontaktbeschränkungen nicht zum Arzt gegangen seien und nicht in der Statistik auftauchten.
Wie sich die Parkinson-Zahlen in Deutschland entwickeln, ist seit einigen Jahren in der Diskussion. Im Dezember 2024 sagte Joseph Claßen, zweiter Vorsitzender der DGP, dass die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2040 nach Prognosen der Fachgesellschaft um 50 Prozent steigen könnte.
Erst kürzlich schrieben Forschende im britischen Ärzteblatt (BMJ 2025; DOI: 10.1136/bmj-2024-080952), dass sich die Zahl der weltweit an Parkinson erkrankten Menschen von 11,9 Millionen im Jahr 2021 auf 25,2, Millionen im Jahr 2050 erhöhen könnte 10.1136/bmj-2024-080952.
Die befürchtete Zunahme sei zum Teil auf das Bevölkerungswachstum und die Steigerung der Lebenserwartung zurückzuführen, so die Forschenden. Doch auch andere Faktoren spielten eine Rolle.
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