Ärzteschaft

Amtsärzte warnen vor Entwicklungs­defiziten wegen fehlender Untersuchung

  • Donnerstag, 8. September 2022
/picture alliance, Marijan Murat
/picture alliance, Marijan Murat

Berlin – Angesichts unzureichender Untersuchungen bei der Einschulung haben deutsche Amtsärzte vor Ent­wicklungsdefiziten bei Schulanfängern gewarnt.

„Wenn niemand erkennt, dass ein Kind nicht gut sehen oder hören kann, kann das Folgen für die ganze Schulkarriere haben“, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

„Wir gehen davon aus, dass bundesweit im aktuellen Schuljahr ein Teil der Schüler ohne Schuluntersuchung eingeschult worden ist“, sagte er weiter. Die Sorge sei groß, dass aktuell immer noch viele Kinder mit Förder­bedarf nicht oder viel zu spät erkannt werden.

In Köln, im bundesweit größten Gesundheitsamt, hätten die Amtsärzte im vergangenen Schuljahr aufgrund der Pandemie nur 25 Prozent der Schulanfänger untersuchen können.

Im laufenden Jahr konnten demnach 75 Prozent der Kinder vor der Einschulung untersucht werden – jeder vierte Schüler startet das Schuljahr somit ohne Untersuchung. Auch andere Gesundheitsämter in Deutschland hätten nicht hundert Prozent der Untersuchungen geschafft.

Als Grund für die Lücken nannte Nießen den Personalmangel in den Gesundheitsämtern, Ausfälle von Termi­nen durch Erkrankungen, aber auch den größeren Zeitaufwand durch die coronabedingten Hygienevor­schrif­ten. „Früher konnten wir acht bis neun Kinder pro Team am Vormittag untersuchen, heute nur sechs.“

Hinzu käme, dass durch die Pandemie der Förderbedarf deutlich gewachsen sei: Kinder seien im dritten Jahr der Pandemie im Schnitt deutlich häufiger übergewichtig, hätten mehr grobmotorische Defizite als frühere Jahrgänge und schlechtere sprachliche Fähigkeiten, sagte Nießen.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung