Vermischtes

Anklage gegen Deutschen im Fall von toter österreichischer Impfärztin erhoben

  • Freitag, 6. September 2024
/picture alliance, Harald Dostal, picturedesk.com
/picture alliance, Harald Dostal, picturedesk.com

Wels – Im Fall der von Impfgegnern bedrohten und durch Suizid verstorbenen österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr hat die Staatsanwaltschaft Wels Anklage gegen einen 61-jährigen Deutschen erhoben.

Dem Angeklagten werde „das Verbrechen der gefährlichen Drohung“ zur Last gelegt, auf das zwischen einem und zehn Jahren Freiheits­strafe stünden, erklärte gestern die Anklagebehörde im oberösterreichischen Wels.

Kellermayrs Abschiedsbriefe sowie ein forensisch-psychiatrisches Gutachten würden darauf hinweisen, dass die mutmaßlich von dem Mann geschriebenen Nachrichten für den Suizid mitursächlich gewesen seien.

Die gefährlichen Drohungen soll der Mann im Zeitraum von Februar bis Juli 2022 in vier E-Mails sowie drei über den Kurznachrichtendienst Twitter (heute X) versandte Nachrichten geäußert haben, um die Ärztin „in Furcht und Unruhe zu versetzen“.

Insbesondere habe der 61-Jährige angekündigt, die Ärztin vor ein noch einzurichtendes „Volkstribunal“ zu stellen und sie „auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis“ zu bringen, gab die Staatsanwaltschaft an.

Laut Sachverständigem habe der in Deutschland einschlägig vorgemerkte Verdächtige damit rechnen müssen, dass seine Drohungen zu „psychischen Instabilitäten, Verängstigung und als Folge zum Suizid“ führen könnten, erklärte die Behörde weiter.

Der Angeklagte bestreitet nach Angaben der Staatsanwalt­schaft nicht das Verfassen und Versenden der Bot­schaften an Kellermayr, weist jedoch den Vorsatz zurück.

Die österreichische Ärztin war Ende Juli 2022 tot in ihrer Praxis im Bezirk Vöcklabruck aufgefunden worden. Sie hatte unter anderem auf ihrer Webseite von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen „aus der COVID-Maßnahmen- und Impfgegnerszene“ berichtet – und schließlich unter Berufung darauf ihre Praxis geschlossen.

Arbeitsbedingungen, „wie wir sie die letzten Monate erlebt haben“, seien niemandem zuzumuten, hatte die Ärztin Ende Juni zur Begründung auf Twitter geschrieben.

Wenn Sie Suizidgedanken haben oder bei einer anderen Person wahrnehmen: Kostenfreie Hilfe bieten in Deutschland der Notruf 112, die Telefonseelsorge 0800/1110111 und das Info-Telefon Depression 0800/3344 533. Weitere Infos und Adressen unter www.deutsche-depressionshilfe.de.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung