Medizin

Antibiotika bei Blasenentzündungen oft entbehrlich

  • Freitag, 8. Januar 2016

Göttingen/Hannover/Bremen – Viele Blasenentzündungen heilen ohne Antibiotika aus. Das berichten Wissenschaftler um Ildikó Gágyor und Eva Hummers-Pradier vom Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen im British Medical Journal (doi: 10.1136/bmj.h6544). An der Studie waren aus Forscher aus dem Institut für Allgemein­medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der Abteilung für Versorgungsforschung am Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen beteiligt.

„Ziel der Studie war es zu prüfen, ob bei unkomplizierten Harnwegsinfekten die Beschwerden allein mit einem Schmerzmittel behandelt werden können, während die Infektion von selbst abheilt. Damit wollten wir auch zu einem rationalen Einsatz von Antibiotika beitragen“, so Gágyor.

An der Studie nahmen von 2012 bis 2014 494 Patientinnen in 42 Hausarztpraxen in Norddeutschland teil. Berücksichtigt wurden ansonsten gesunde Frauen, die mit typischen Anzeichen eines Harnwegsinfekts wie Brennen beim Wasserlassen und/oder häufigem Wasserlassen ihren Hausarzt aufsuchten. Sie wurden per Zufall einer von zwei Behandlungsgruppen zugeteilt. Eine Gruppe erhielt sofort ein Antibiotikum. Die andere Gruppe bekam ein Medikament, das Schmerzen lindert und die Entzündung hemmt. Die Frauen wurden gebeten, sich bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden wieder in der Praxis vorzustellen.

Insgesamt wurden zwei Drittel der Patientinnen, die mit einem Schmerzmittel behandelt wurden, ohne Antibiotikatherapie gesund. Allerdings tragen bei einzelnen Frauen aus beiden Gruppen Nierenbeckenentzündungen auf. Dies war häufiger in der Gruppe, die nur mit Schmerzmitteln behandelt wurden, statistisch war dieser Unterschied jedoch nicht signifikant.

„Wir können belegen: Für sonst gesunde Frauen mit leichten bis mittelschweren Symptomen ist die symptomatische Behandlung häufig ausreichend und das Risiko von Komplikationen gering“, sagte Jutta Bleidorn, vom Institut für Allgemeinmedizin der MHH. Die Ergebnisse unserer Studie seien eine Grundlage, um mit Patientinnen bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt zu überlegen, ob sie zunächst auf Antibiotika verzichten möchten, hieß es aus der Arbeitsgruppe.

hil

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