Politik

AOK-Arztnavigator: Manipulationen sind möglich

  • Mittwoch, 30. Juni 2010

Berlin – Das Arztbewertungsportal „AOK-Arztnavigator“ ist nicht so manipulationssicher wie von den Initiatoren dargestellt. Zu diesem Ergebnis kommt das Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin in seiner Juli-Ausgabe. Darin wird berichtet, dass sich Arztbewertungen mit den Daten verstorbener AOK-Mitglieder, mit den Daten von AOK-Musterkarten („Dummys“) und sogar mit ausgedachten Kennziffern vornehmen lassen.

Das heißt auch: Mit geringem Aufwand kann jeder das Portal für AOK-Versicherte nutzen und Bewertungen manipulieren. Die Redaktion des KV-Blattes hat alle diese Beispiele nach eigenen Angaben ausprobiert.  

Die AOK hat vor kurzem in Hamburg, Berlin und Thüringen gemeinsam mit der Weißen Liste ein Pilotprojekt zur qualitätsgesicherten Online-Arztsucht gestartet, bei dem AOK-Versicherte Ärztinnen und Ärzte bewerten können (http://www.aok-arztnavi.de/). Betreiber des Arztnavigators ist die Bertelsmann-Stiftung.

Sie gehört auch, neben Dachverbänden mehrerer Patienten- und Verbraucherorganisationen, zu den Initiatoren der Weißen Liste. Mit Hilfe des  gleichnamigen Internetportals können sich Patienten und Angehörige über das Leistungsangebot und die Qualität von Gesundheitsanbietern informieren.
 

Die circa 30 Fragen des Arztbewertungsportals „AOK-Navigator“ umfassen Themenkomplexe wie Praxis und Personal, Arztkommunikation und Behandlung. Eine Reihe von technischen Vorkehrungen sollen an sich dazu beitragen, Missbrauch zu verhindern: So soll das Login-Verfahren sicherstellen, dass jeder Nutzer nur jeweils eine anonyme Beurteilung je Arzt abgeben kann, hieß es bei der Präsentation. Bei einer erneuten Beurteilung würden die alten Einträge überschrieben, um Manipulationen wie etwa gezielte Mehrfachbewertungen auszuschließen.

Eine Sprecherin der AOK Berlin erklärte zu den Vorwürfen gegenüber der „Berliner Zeitung“, die Manipulationsversuche der KV-Redaktion seien fehlgeschlagen. „Zwar konnten die Bewertungen gesendet werden. Jene mit manipulierten Daten wurden jedoch durch Prüfverfahren herausgefiltert.“

Außerdem habe man die Zugangsdaten gelöscht und den Absender benachrichtigt. Reinhold Schlitt, Leitender Redakteur des KV-Blatts und Autor des kritischen Artikels, widersprach dieser Darstellung. Nicht alle testweise vorgenommenen Bewertungen seien gelöscht worden.

Rie

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