AOK fordert Kennzeichnungspflicht für geschönte Internetbilder

Berlin – Die Nutzung von Social-Media-Plattformen wirkt sich nachweislich auf die Selbstwahrnehmung und das Körperbild von Heranwachsenden aus. Das hat eine YouGov-Online-Befragung im Auftrag des AOK-Bundesverbandes erneut bestätigt.
Eine Auswirkung dieser Entwicklung, die sich aus den Ergebnissen der Befragung ableiten lässt: Viele Jugendliche stellen das eigene Selbstbild in Frage, weil sie sich mit idealisierten Wunschbildern vergleichen. Dies betrifft der Befragung zufolge besonders die Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen.
Während sich in der Kontrollgruppe 38 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe als attraktiv einstuften, waren in der Experimentalgruppe gerade einmal 16 Prozent mit ihrem Aussehen zufrieden. Sie hatten vor Beantwortung der Fragen Bilder eines attraktiven Modells zu sehen bekommen.
Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Fast jeder (97 Prozent) bearbeitet Fotos von sich, fast jeder Dritte benutzt dabei Beauty-Filter, knapp die Hälfte der 18- bis 19-Jährigen gab zudem an, dass die Inhalte auf Social-Media-Plattformen sie neidisch auf andere machen.
„Es braucht rechtliche Regelungen, um die Kennzeichnungspflicht für retuschierte Werbebilder und den Einsatz von Beautyfiltern verpflichtend einzuführen“, forderte deshalb AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann.
Die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität macht sich auch in der Einschätzung des Körpergewichts bemerkbar: Der Umfrage zufolge schätzen Mädchen ihr Gewicht tendenziell öfter als zu hoch, Jungs eher als zu niedrig ein.
Etwa 38 Prozent der 18 bis 19-jährigen männlichen Befragten haben das Gefühl, untergewichtig, im Sinne von weniger muskulös, zu sein. Tatsächlich sind es aber – gemessen an ihren eigenen Angaben zu Alter, Größe und Körpergewicht (BMI) nur acht Prozent.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Social Media dazu beiträgt, das Selbstbild der Jugendlichen zu verzerren. Deshalb fordern wir, dass geschönte Bilder im Netz gekennzeichnet werden müssen“, sagte AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann.
Dabei gehe es nicht darum, soziale Netzwerke zu verteufeln, sondern darum, Jugendlichen einen entsprechenden Umgang damit zu vermitteln: „Jugendlichen muss klar sein, dass das, was sie auf Social Media sehen, nicht die Realität ist.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: