Politik

AOK-Institut: Arztdichte ist in Deutschland angestiegen

  • Mittwoch, 15. Juli 2015
Uploaded: 15.07.2015 17:17:36 by mis
dpa

Berlin – Die Arztdichte ist im vergangenen Jahr in Deutschland erneut gestiegen. Das geht aus dem Ärzteatlas 2015 des Wissenschaftlichen Institutes der Ortskrankenkassen (WIdO) hervor, der heute veröffentlicht wurde. Demnach ist die Anzahl berufstätiger Ärzte je 100.000 Einwohner von 442 im Jahr 2013 auf 451 im vergangenen Jahr angestiegen. 1991 lag sie bei 304. Im vertragsärztlichen Bereich werde das auf der Bedarfsplanung beruhende Plansoll dabei um fast ein Drittel übertroffen, erklären die Autoren des Ärzteatlas´. 

„Die Bedarfsplanung und die Verhältniszahlen waren nie dazu gedacht, eine Aussage dazu zu treffen, ob es zu viele Ärzte gibt“, betont der Pressesprecher der Kassen­ärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl, auf Anfrage. „Die Kassen vor Ort entschei­den gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, ob weitere Arztsitze benötigt werden. Offenbar haben die Kassen vor Ort eine bessere Sicht auf das Versorgungs­gesehen als ein Spitzenverband.“

Der Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dominik von Stillfried, verweist darauf, dass die Informationsbasis der Bedarfsplanung veraltet sei. „Auf dieser Grundlage kann keine wissenschaftlich haltbare Aussage getroffen werden. Der Gesetzgeber dringt selbst darauf, diese Zahlen zu überarbeiten”, sagte Stillfried.

Große regionale Unterschiede
Das WIdO hat die Arztdichte auf Ebene der Facharztgruppen anhand der regionalen Planungsblätter der Kassenärztlichen Vereinigungen analysiert. Im hausärztlichen Bereich ergibt sich demnach bundesweit ein Versorgungsgrad von 110 Prozent. Regional sind die Unterschiede dabei groß. Berlin hat einen Versorgungsgrad von 120 Prozent, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bayern von je 118 Prozent und Bremen von 110 Prozent. In elf der insgesamt 905 Planungsbereiche liegt der Versorgungsgrad hingegen unter 75 Prozent. Drei dieser Bereiche liegen in Bayern sowie je zwei in Westfalen-Lippe und Sachsen-Anhalt.

Die Extremfälle: Im Bereich Ansbach Nord gibt es mit einem Versorgungsgrad von 57 Prozent eine deutliche Unterversorgung, während in Westerland auf Sylt ein Versor­gungsgrad von 189 Prozent gemessen wurde. In 73 Planungsbereichen gibt es eine Versorgung von 75 bis 90 Prozent, in 156 einen Versorgungsgrad von 90 bis 100 Prozent.

Ein Drittel der Hausärzte ist über 60 Jahre alt
Das WIdO weist darauf hin, dass dem Bundesarztregister zufolge 32 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt sind, das sind 17.276 Ärztinnen und Ärzte. 38 Prozent, also 20.761 Ärztinnen und Ärzte, seien zwischen 50 und 60 Jahren. Besonders alt seien die Hausärzte in Rheinland-Pfalz (36,2 Prozent über 60 Jahre), Baden-Württemberg (35,1 Prozent) und Bayern (33,6 Prozent).

Auch in der fachärztlichen Versorgung konstatiert das WIdO eine „ausgeprägte Überversorgung“. So betrage der Versorgungsgrad beispielsweise bei niedergelassenen Chirurgen bundesweit 172 Prozent. In Bremen und Hamburg liegt er deutlich darunter (125 und 140, Prozent), in Mecklenburg-Vorpommern (244 Prozent) und Brandenburg (200 Prozent) deutlich darüber.

bee

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