AOK will mehr Verträge mit Ärzten und Krankenhäusern schließen dürfen
Berlin – Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, hat die Politik aufgefordert, den Krankenkassen in der kommenden Legislaturperiode mehr Gestaltungsspielräume zu geben. Insbesondere wünscht sich Litsch, Verträge mit Krankenhäusern außerhalb der kollektiven Regelversorgung schließen zu können, wie er heute vor Journalisten bei der Präsentation der AOK-Positionen zur Bundestagswahl 2017 erklärte.
„Der bisherige Preis-, Service- und Angebotswettbewerb wirkt und bringt positive Effekte für Versicherte und Arbeitgeber“, heißt es darin. „Er ist jedoch bislang zu wenig auf die Qualität der Versorgung ausgerichtet.“ In einem nächsten Schritt müsse dieser Wettbewerb daher vorrangig zu einem echten Versorgungswettbewerb der Krankenkassen weiterentwickelt werden. Dazu benötigten die Kassen den erforderlichen Verhandlungsfreiraum. „Deshalb müssen direkte Vertragsmöglichkeiten zwischen Krankenkassen und Leistungsanbietern als gleichrangige Alternative zur sogenannten kollektiven Regelversorgung ausgebaut werden“, heißt es im Positionspapier.
Ausgaben der AOKen liegen unter dem GKV-Durchschnitt
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Jens Martin Hoyer, warb für eine „systematische Weiterentwicklung“ des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA). Schon seit Jahren streiten Ersatzkassen, Betriebs- und Innungskrankenkassen auf der einen und die AOKen auf der anderen Seite um die Ausgestaltung des Morbi-RSA.
Die erstgenannten Kassen kritisieren eine Schieflage des Risikostrukturausgleichs, von dem nur die AOKen profitierten. Vor Kurzem legte der BKK-Dachverband Zahlen vor, denen zufolge das AOK-System im vergangenen Jahr eine Überdeckung von 1,7 Milliarden Euro aus dem Morbi-RSA erhalten habe, während zum Beispiel die BKKen eine Unterdeckung aufwiesen.
Hoyer meinte heute, dass nicht das Geld aus dem Morbi-RSA dafür verantwortlich sei, dass das AOK-System zurzeit finanziell so gut dastehe, sondern die „Anstrengungen, die die AOK unternommen habe“. So hätten sich die Leistungsausgaben der AOK seit 2010 kontinuierlich unter dem GKV-Durchschnitt entwickelt. Allein 2016 entspreche das 1,1 Milliarden Euro weniger Ausgaben als bei der Konkurrenz.
Dennoch forderte auch Hoyer eine Änderung des Morbi-RSA. Heute erhielten die Krankenkassen für gesunde Versicherte mehr Geld aus dem Morbi-RSA, als die Versicherten die Kassen kosteten. Hoyer forderte, dass Kassen so viel Geld erhalten sollten, wie die Versicherten erzeugen, aber nicht mehr.
AOK entwickelt eigene elektronische Patientenakte
Zum Thema Digitalisierung erklärte Litsch, dass die AOK derzeit ein digitales Gesundheitsnetzwerk entwickle, das im ersten Schritt eine digitale Patientenakte vorsehe. Auch für die Politik müsse das Thema Digitalisierung in der nächsten Legislaturperiode gesetzt sein. Denn allein mit dem E-Health-Gesetz werde die zugesagte umfassende Vernetzung von Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern 2018 nicht gelingen.
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