AOK-System profitiert stark vom Risikostrukturausgleich

Berlin – Die Deckungsbeiträge der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen), also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben für die Leistungen, die im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) berücksichtigt werden, sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus Daten des BKK Dachverbands aus den vergangenen sechs Jahren hervor.
Demnach wuchs die Überdeckung des AOK-Systems im vergangenen Jahr auf 1,727 Milliarden Euro. 2010 lag sie bei plus 316 Millionen Euro. Bei den Innungskrankenkassen hat sich die Überdeckung (72 Millionen Euro im Jahr 2010) innerhalb von sechs Jahren in eine Unterdeckung von 311 Millionen Euro (2016) verwandelt. Die BKKen hatten bereits 2010 eine Unterdeckung von 62 Millionen Euro (2010). 2016 betrug diese 237 Millionen Euro.
Deutliches Minus bei den Ersatzkassen
Die Ersatzkassen – dazu gehören unter anderem TK, Barmer, DAK Gesundheit – weisen über die sechs Jahre summiert die größte Unterdeckung auf. Lag diese 2010 bei einem Minus von 324 Millionen Euro, ist sie im vergangenen Jahr auf 813 Millionen Euro angewachsen. Damit erhielten alle Kassenarten, ausgenommen die AOK, über die Jahre weniger Geld zugewiesen als sie für die Patienten, die im Morbi-RSA berücksichtigt werden, ausgeben mussten.
„Der Morbi-RSA führt zu einer unfairen Verteilung der finanziellen Mittel aus dem Gesundheitsfonds: Eine Kassenart erhält seit Jahren deutlich mehr Geld, als sie für die Versorgung ihrer Versicherten benötigt“, resümiert der BKK Dachverband angesichts der Daten. Er fordert erneut eine Reform des Morbi-RSA. Notwendig seien „schnell faire Wettbewerbsbedingungen“, hieß es.
Ersatzkassen, Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie Allgemeinen Ortskrankenkassen streiten seit Jahren über den Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Der Vorwurf: Die AOKen werden durch den derzeitigen Strukturausgleich außerordentlich begünstigt. Die AOKen hingegen erklären, die gute Finanzlage sei alleine auf die im Vergleich mit den anderen Krankenkassen geringeren Ausgaben zurückzuführen.
Voraussichtlich am Montag will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes offiziell die KV-45-Zahlen für das erste Quartal 2017 vorstellen. Die Daten zeigen die Finanzentwicklung der Krankenkassen auf.
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