Arbeitswelt als „größtes Präventionssetting“ nutzen

Mainz – Auch vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft sowie zunehmender chronischer und psychischer Erkrankungen hat sich der 128. Deutsche Ärztetag für einen sektorenverbindenden Ansatz mit der Arbeitsmedizin ausgesprochen. Einem entsprechenden Antrag stimmten die Delegierten Ende vergangener Woche in Mainz mehrheitlich zu.
Die medizinische Versorgung in Deutschland müsse an den individuellen Präventions- und Versorgungspfaden sektorenverbindend ausgerichtet werden, heißt es in dem Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer (BÄK).
„Die Zusammenarbeit der in den Versorgungssektoren der ambulanten und stationären Medizin sowie der Arbeitswelt, Rehabilitation und im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) tätigen Ärztinnen und Ärzte muss ausgebaut und die sektoralen Grenzen müssen überwunden werden.“
Insbesondere sollen dem Beschluss zufolge Vorhaben zur sektorenverbindenden Versorgung unter Einbeziehung der Arbeitsmedizin gefördert werden.
Als Begründung wird unter anderem angeführt, dass hierzulande täglich 46 Millionen Erwerbstätige mit beruflichen Belastungen und Beanspruchungen konfrontiert seien, die bei der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden müssten. „Der Versorgungssektor Arbeitswelt stellt damit das größte Präventionssetting in unserer Gesellschaft dar.“
Es gelte, die Möglichkeiten der Arbeitswelt zu nutzen, um entstehende und bestehende Erkrankungen frühzeitig zu entdecken, „damit unser leistungsfähiges ambulantes und stationäres Gesundheitssystem ein Fortschreiten der Erkrankung möglichst verhindern und kompetente Therapien rasch einleiten kann“.
Dann könne durch frühzeitiges Einschreiten auch bei jüngeren Erwerbstätigen ein wesentlicher Beitrag dazu geleistetet werden, dass sie weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können und die Krankheitslast in der Bevölkerung gesenkt wird.
Neben dem Präventionsgesetz und dessen Umsetzung wird im Antragstext insbesondere die Rolle der COVID-19-Pandemie hervorgehoben: Damit sei die Bedeutung medizinischer Präventionsmaßnahmen am Arbeitsplatz offensichtlich geworden.
Das Wissen über gesundheitsrelevante Faktoren aus allen Lebensbereichen in der Arbeitswelt müsse in Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation immer mitgedacht und berücksichtigt werden, heißt es im Antrag.
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