Ärzteschaft

Arbeitszeiterfassung in vielen chirurgischen Abteilungen ungenügend

  • Dienstag, 6. September 2022
/Damian, stock.adobe.com
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Berlin – Viele Chirurgen klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Das zeigt eine Umfrage des Berufsver­bandes der Deutschen Chirurgen (BDC). Sie ist in der Mitgliederzeitschrift Passion Chirurgie erschienen. Dem­nach äußerten 62,7 Prozent der Befragten ihre Unzufriedenheit mit ihren Arbeitsbedingungen, wo­bei keine wesentlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ersichtlich waren.

Den Aussagen zufolge mangelt es in vielen Abteilungen an der Erfassung der Arbeitszeit: 52,6 Prozent der Befragten gaben an, dass auf die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes „zunehmend geachtet“ werde. „Im Um­kehrschluss muss allerdings auch konstatiert werden, dass bei 47,4 Prozent der Befragten die rechtlichen Grundlagen kaum oder keine Berücksichtigung finden“, so die Autoren.

Das spiegele sich auch in der Angabe wider, ob Überstunden realistisch erfasst würden. Dies bejahten 49,8 Prozent der Befragten, wobei die Erfassung zu knapp zwei Dritteln noch händisch und nur zu etwas mehr als einem Drittel digital erfolge.

Dass keine Überstunden gemacht werden, gaben 4,2 Prozent der Befragten an. Die Mehrzahl (60,8 Prozent) absolviert hingegen wöchentlich eine bis zehn Überstunden und knapp 35 Prozent erarbeiten mehr als zehn Überstunden pro Woche. „Überraschend und erschreckend zugleich war, dass immerhin schon 27,7 Prozent der Befragten von ihrem Arbeitgeber aufgefordert worden waren, Überstunden zu machen, ohne diese zu doku­mentieren“, so die Autoren.

Laut BDC ist Schichtarbeit keine Lösung für das Dilemma. „Eher verlangt es eine stringente Umsetzung der re­alistischen Erfassung der Arbeitszeiten“, hieß es aus dem Verband. Moderne Gestaltungsansätze der Arbeits­zeit wie Teilzeit, Jobsharing und flexible Arbeitszeiten, müssten nicht nur diskutiert, sondern umgesetzt wer­den, was ein Umdenken in Geschäftsführer- und Chefarztebene erfordere, so das Fazit des Autorenteams.

Nachdenklich stimmte bei der Auswertung der Umfrage, dass nahezu die Hälfte der befragten Chirurginnen und Chirurgen bereits in Betracht gezogen hatte, ihre Profession aufgeben zu wollen, heißt es im BDC-Report weiter. Hauptgründe dafür seien eine immer noch zunehmende Bürokratie, Überstunden und lange Dienstzei­ten.

An der Umfrage beteiligten sich 1.940 Chirurginnen und Chirurgen. Der Fragebogen enthielt 118 Fragen zu den Themen der Arbeitszeitgestaltung, berufliche Belastung sowie zu familiären und sozialen Kernpunkten. Laut dem Autorenteam nahmen damit rund 13 Prozent aller Chirurginnen und knapp 6,5 Prozent aller Chirur­gen an der Beantwortung des Fragebogens teil.

3,0 Prozent der Befragten waren jünger als 30 Jahre und 50 Prozent der Befragten zwischen 30 und 49 Jahre alt. 42,8 Prozent befanden sich zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr und 4,2 Prozent waren älter als 65 Jahre. 89,8 Prozent der Befragten waren zum Umfragezeitpunkt chirurgisch aktiv tätig.

hil

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