Ärzteschaft

Arzneimittel­kommision warnt vor schneller Zulassung von Remdesivir

  • Donnerstag, 28. Mai 2020
picture alliance/dpa
picture alliance/dpa

Hamburg − Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AKDÄ), Wolf Dieter Ludwig, hat vor einer schnellen Zulassung des Arzneimittels Remde­sivir gegen COVID-19 gewarnt. „Wir wissen noch viel zu wenig über die Nebenwirkungen“, sagte Ludwig dem Norddeutschen Rundfunk (NDR).

Remdesivir habe bisher lediglich gezeigt, dass es die Krankheitsdauer um vier Tage ver­kürzt. „Aber das Mindeste müsste doch sein, dass die Patienten, die es rechtzeitig be­komm­en, weniger schwer krank werden“, sagte Ludwig.

Eine US-Studie bestätigte unlängst eine verkürzte Behandlungsdauer von COVID-19-Pa­tien­ten durch das antivirale Mittel Remdesivir. Weniger eindeutig war der Einfluss auf die Sterblichkeit.

In den USA und in Japan erhielt das Medikament eine Sonderzulassung. Auch die EU-Arzneimittelbehörde EMA könnte das Mittel bald zur Behandlung von Patienten in Europa vorläufig zulassen. EMA-Chef Guido Rasi erklärte in der vergangenen Woche, dass seine Behörde „in den kommenden Tagen“ eine bedingte Marktzulassung für Remdesivir in Europa erteilen könne.

Dem NDR sagte er, der Hersteller von Remdesivir, der Pharmakonzern Gilead, habe bisher aber noch keinen Antrag auf Zulassung eingereicht.

Ludwig kritisierte dieses Vorgehen. „Ich hätte mich gefreut, wenn man noch gezögert und abgewartet hätte, bis man im Sommer erste Ergebnisse aus großen Studien gehabt hätte“, sagte er. Er glaube, es sei „einfach zu früh für diese Zulassung in Europa“.

In Deutschland können Ärzte das Medikament bisher nur im Rahmen von Studien oder Arzneimittelhärtefallprogrammen verordnen.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung