Arzneimittelkommision warnt vor schneller Zulassung von Remdesivir

Hamburg − Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AKDÄ), Wolf Dieter Ludwig, hat vor einer schnellen Zulassung des Arzneimittels Remdesivir gegen COVID-19 gewarnt. „Wir wissen noch viel zu wenig über die Nebenwirkungen“, sagte Ludwig dem Norddeutschen Rundfunk (NDR).
Remdesivir habe bisher lediglich gezeigt, dass es die Krankheitsdauer um vier Tage verkürzt. „Aber das Mindeste müsste doch sein, dass die Patienten, die es rechtzeitig bekommen, weniger schwer krank werden“, sagte Ludwig.
Eine US-Studie bestätigte unlängst eine verkürzte Behandlungsdauer von COVID-19-Patienten durch das antivirale Mittel Remdesivir. Weniger eindeutig war der Einfluss auf die Sterblichkeit.
In den USA und in Japan erhielt das Medikament eine Sonderzulassung. Auch die EU-Arzneimittelbehörde EMA könnte das Mittel bald zur Behandlung von Patienten in Europa vorläufig zulassen. EMA-Chef Guido Rasi erklärte in der vergangenen Woche, dass seine Behörde „in den kommenden Tagen“ eine bedingte Marktzulassung für Remdesivir in Europa erteilen könne.
Dem NDR sagte er, der Hersteller von Remdesivir, der Pharmakonzern Gilead, habe bisher aber noch keinen Antrag auf Zulassung eingereicht.
Ludwig kritisierte dieses Vorgehen. „Ich hätte mich gefreut, wenn man noch gezögert und abgewartet hätte, bis man im Sommer erste Ergebnisse aus großen Studien gehabt hätte“, sagte er. Er glaube, es sei „einfach zu früh für diese Zulassung in Europa“.
In Deutschland können Ärzte das Medikament bisher nur im Rahmen von Studien oder Arzneimittelhärtefallprogrammen verordnen.
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