Arzneimittelverordnungen wecken Zweifel an Wartezeiten zum Quartalsende

Berlin – Ärzte kümmern sich am Quartalsende ebenso intensiv um ihre Patienten wie zu anderen Zeiten. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) nach einer Auswertung von über 677 Millionen Arzneimittelverordnungen des Jahres 2015 für gesetzlich Versicherte. Wellenbewegungen bei den Verordnungsmengen sind laut Institut saisonal begründet und im Zusammenhang mit den jeweiligen Feiertagen und Ferienzeiten zu sehen, in denen weniger Patienten die Arztpraxen aufsuchen.
Das Zi widerspricht damit den Ergebnissen einer Untersuchung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE). Dieses hatte berichtet, Ärzte erbrächten zum Quartalsende seltener Leistungen, die über Pauschalen und Globalbudgets vergütet würden. Sie nähmen dann weniger gesetzlich versicherte Patienten für einen Routinetermin an. Sobald das neue Quartal beginne, stiegen die Terminzahlen wieder, so das HCHE auf Grundlage von Daten der Techniker Krankenkasse (TK) aus den Jahren 2013 und 2014.
Taggenaue Abrechnung
„Aufgrund von Besonderheiten der Gebührenordnung lassen sich viele Leistungen aber kaum taggenau zuordnen. Somit kommen die Hamburger Forscher zu falschen Ergebnissen“, kritisiert das Zi. Für die Arzneimittelverordnungen lägen aber taggenaue Verordnungsdaten vor. Das Zi untersuchte deshalb diese Verordnungen im Jahresverlauf.
Patienten, die Arzneimittel benötigten, bekamen jeweils innerhalb eines Monats durchschnittlich etwa 1,7 Arzneimittel verordnet. Die Verordnungen, und damit auch die Arztkontakte, sanken in den ersten drei Quartalen jeweils in den mittleren Monaten des jeweiligen Quartals (Februar, Mai und August) ab und stiegen zum Quartalsende (März, Juni und September) wieder an. Nur im vierten Quartal fielen die Verordnungen zum Jahresende leicht ab.
Das Zi sieht die Zahlen als Hinweis darauf, dass das Quartalsende die Bereitschaft der Ärzte nicht dämpft, sich um ihre Patienten zu kümmern. Eindeutig sind die Verordnungszahlen aber dennoch nicht. Die Analyse umfasst weder, wie viele Patienten beispielsweise ein Rezept erhielten, ohne einen Arzttermin gehabt zu haben, noch wie viele Patienten einen Termin hatten, aber keine Verordnung erhielten. Auch wie viele Patienten erst keinen Termin erhielten, sind darüber nicht zu erfassen.
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