Ärzteschaft

Ärzteverbände kritisieren Studie zu Terminmangel am Quartalsende

  • Dienstag, 16. Januar 2018
/dpa

Berlin – Eine Untersuchung zur Terminvergabe von niedergelassenen Ärzten am Quartalsende aus dem Hamburg Center for Health Economics (HCHE) ist bei Ärzte­verbänden auf deutliche Kritik gestoßen.

Laut Studie erbringen Ärzte zum Quartalsende seltener Leistungen, die über Pauschalen und Globalbudgets vergütet werden. Sie nehmen dann weniger gesetzlich versicherte Patienten für einen Routinetermin an. Sobald das neue Quartal beginnt, steigen die Terminzahlen wieder, berichtete das HCHE auf Grundlage von Daten der Techniker Krankenkasse (TK) aus den Jahren 2013 und 2014.

Problem der Budgetierung

„Die Studie verschleiert die wahren Probleme im Gesundheitswesen, weil sie nicht wissenschaftlich genug und von zu wenig Systemkenntnis getragen ist“, sagte jetzt hingegen der Vorsitzende des NAV-Virchowbundes, Dirk Heinrich. Dass gegen Ende des Quartals viele niedergelassene Ärzte aufgrund der Budgetierung weniger Termine vergeben könnten, sei seit Jahren bekannt.

„Das hat nichts mit Schlechterstellung von gesetzlich Versicherten zu tun, sondern damit, dass Arztpraxen wirtschaftlich arbeiten müssen. Wenn am Quartalsende die Einnahmen sinken, müssen sie auch die Kosten senken – sprich: Die Sprechzeiten einschränken“, erläuterte er. Heinrich kritisierte, die Studie sei nicht repräsentativ angelegt und ignoriere wichtige Effekte, etwa dass Facharzttermine auf Überweisung gegen Quartalsende zurückgingen, weil dann auch die überweisenden Hausärzte weniger Termine anbieten könnten.

Eine differenzierte Analyse forderte der Vizepräsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, Stefan Drumm. So hätte man durch die Einbeziehung von Daten zum Beispiel aus Thüringen feststellen können, ob bei ausreichendem Budget eine gleichförmige Patientenannahme über das ganze Quartal gewährleistet werde, regte er an.

Gleichzeitig zeigten die Daten für die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, dass trotz eines erheblichen Anteils unbezahlter Arztleistungen Patienten angenommen und behandelt würden. Drumm: „Circa 20 bis 25 Prozent der Leistungen von HNO-Ärzten werden von den Krankenkassen nicht vergütet. Der leichte Rückgang am Quartalsende beträgt aber nur knapp zehn Prozent. Damit leisten die HNO-Praxen deutlich mehr, als ihnen letzten Endes bezahlt wird.“

Beide Verbände vermissen bei der Studie die konsequente Folgerung, die unzureichen­de Budgetierung für die Praxen abzuschaffen. Als erster Schritt sollte diese Entbudge­tierung laut dem NAV bei allen Leistungen der haus- und fachärztlichen Grundversor­gung umgesetzt werden. „Damit würden nicht nur die Terminschwierigkeiten, sondern auch die Verteilungsprobleme in der ambulanten Versorgung gelöst“, ist der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes überzeugt.

hil

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