Arzt in Oberbayern auf Klinikgelände getötet

Wasserburg am Inn – Auf dem Gelände einer Klinik für psychisch kranke und suchtkranke Straftäter in Oberbayern ist heute ein Arzt getötet worden. Die Polizei hat einen Tatverdächtigen festgenommen, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd heute mitteilte.
Die mutmaßliche Tatwaffe, ein Küchenmesser, wurde sichergestellt. Ob der mutmaßliche Täter und das 64 Jahre alte Opfer sich kannten, werde derzeit ermittelt. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln nun wegen Mordes gegen den 40-Jährigen. Um festzustellen, ob der Verdächtige womöglich psychisch beeinträchtigt ist, kam er zunächst zur Untersuchung in eine forensische Fachklinik im Landkreis München.
Der getöteter Mediziner arbeitete als Forensikarzt mit psychisch kranken und suchtkranken Straftätern. „Er hat nur mit Rechtsbrechern gearbeitet, im Maßregelvollzug“, sagte eine Sprecherin des Regierungsbezirks Oberbayern in München. Das Klinikgelände sei ein offenes Areal.
„Der überwiegende Teil der psychisch kranken Menschen bei uns ist kein Rechtsbrecher“, sagte die Sprecherin. Vielfach gehe es bei diesen Menschen um Selbst- statt um Fremdgefährdung. Von Fällen, bei denen medizinisches Personal der Klinik tödlich verletzt worden sei, wisse sie bislang nichts. „Es gibt niemanden im Krankenhaus, der sich an eine derartige Tat erinnert.“
Der Betrieb im Klinikum lief auch heute weitgehend normal weiter, wie die Sprecherin sagte. „Es sind ja Patienten da.“ Allerdings sei es Mitarbeitern ermöglicht worden, sich an Notfallseelsorge und Krisenintervention zu wenden. Die Klinik wollte sich heute Vormittag zunächst nicht zu dem Vorfall auf ihrem Gelände äußern.
Gewalttätige Übergriffe auf medizinisches Personal mit Schwerverletzten oder gar Toten sind nach Erkenntnis der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) sehr selten. „Solche dramatischen Sachen gibt es extrem selten“, sagte BKG-Sprecher Eduard Fuchshuber. Schutz sei nur bedingt möglich. Viele Krankenhäuser setzten gerade für Mitarbeiter in Notaufnahmen auf Selbstverteidigungskurse oder Schulungen zum Thema Deeskalation.
Fuchshuber zufolge sind vor allem die Mitarbeiter in Notaufnahmen von verbalen Angriffen wie Beleidigungen und Bedrohungen, aber auch körperlichen Übergriffen betroffen. Zahlen dazu habe er aber nicht.
Ein Zeuge hatte gestern Abend kurz nach 18 Uhr Polizisten auf das Opfer aufmerksam gemacht. Die Beamten waren eigentlich wegen eines anderen Einsatzes auf dem Gelände der Klinik. Ersthelfer kümmerten sich um den Verletzten, der aber kurz darauf starb.
er Verdächtige konnte unweit des Tatortes, noch auf dem Klinikgelände, widerstandslos festgenommen werden. Woher genau der Deutsche aus Norddeutschland stammt, teilten die Beamten zunächst nicht mit – auch weil es dort womöglich heute noch polizeiliche Maßnahmen geben könnte, erklärte ein Polizeisprecher.
Angehörige und Kollegen des Toten wurden den Angaben zufolge von Notfallseelsorge und Krisenintervention betreut.
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