Ärzteschaft

Ärzteorganisationen stellen sich gegen Gewalt gegen Frauen

  • Dienstag, 25. November 2025
/asiandelight, stock.adobe.com
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Berlin – Ärztliche Organisationen fordern ein verstärktes Vorgehen gegen Gewalt an Frauen in Deutschland. Es sei kein Randphänomen, sondern eine „gesellschaftliche Realität, die entschiedenes Handeln erfordert“, teilte die Bundesärztekammer (BÄK) heute mit.

Anlass ist die Kampagne der Vereinten Nationen (UN) „Orange the World“, mit der seit 1991 auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam gemacht wird. Sie läuft von heute an – dem Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen – bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Die Kampagne nutzt die Farbe Orange für Aufmerksamkeit und ruft etwa dazu auf, Lichter in Fenster aufzustellen und Gebäude anzustrahlen.

Neben einer wirksamen Strafverfolgung fordert die BÄK vor allem mehr Bewusstsein für das Thema, niedrigschwellige Hilfsangebote und mehr Schutzräume für Betroffene. „Praxen und Krankenhäuser sind für betroffene Frauen häufig die erste Anlaufstelle und spielen eine Schlüsselrolle im Opferschutz, wenn Verletzungen nicht nur behandelt, sondern auch aktiv angesprochen und dokumentiert werden“, erklärte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt.

Viele gewaltbetroffene Frauen wendeten sich zunächst an Ärztinnen und Ärzte, bevor sie die Polizei einschalten. Damit gehe eine große Verantwortung einher, aber auch die Chance, frühzeitig auf Gewalt aufmerksam zu werden. „Ärztinnen und Ärzte können Anzeichen von Gewalt erkennen, ihre Patientinnen behutsam darauf ansprechen und gemeinsam mit ihnen weitere Schritte zu ihrem Schutz einleiten“, sagte BÄK-Vizepräsidentin Ellen Lundershausen. 

„Gewalt gegen Frauen geschieht täglich und überall – im häuslichen Umfeld, in der Öffentlichkeit und zunehmend auch im digitalen Raum“, betonte heute auch Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes (MB). Ärztinnen und Ärzte sähen die Folgen der Gewalt in einer Eindringlichkeit, die keine Statistik vollständig erfassen könne.

Der Appell zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen dürfe sich nicht auf den Aktionstag beschränken, so Johna. „Er muss unser täglicher Auftrag sein.“

Sie appellierte zu gemeinsamem Handeln. „Wir brauchen mehr Schutz, mehr Prävention und niedrigschwellige Zugänge zu medizinischer, psychosozialer und rechtlicher Unterstützung. Betroffenen Frauen muss schnell und sicher geholfen werden. Und wir brauchen eine Gesellschaft, die Gewalt in jeder Form ächtet und in der Täter konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“ 

Dem Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2024“ zufolge, das das Bundeskriminalamt (BKA) kürzlich vorstellte, waren 2024 etwa im Bereich der Häuslichen Gewalt rund 70 Prozent der Opfer weiblich (187.128 Fälle). Bei diesen Delikten ist jedoch von einer hohen Dunkelziffer an Taten auszugehen, die nicht polizeilich gemeldet werden. Die Zahl der Tötungsdelikte im Rahmen von Partnerschaftsgewalt im Jahr 2024 wird mit 308 angegeben.

EB/ggr

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