Medizin

ASS: Britische Gutachter raten von Primärprävention von Herzinfarkt und Krebs ab

  • Donnerstag, 24. Oktober 2013
Weiße Tablette im Wasserglas auflösen /dpa
dpa

Warwick bei Coventry – Selbst wenn Acetylsalicylsäure (ASS) Herzinfarkte verhindern kann, wie zahlreiche Studien belegen, oder vor Krebs schützt, was umstritten ist, könnten die Nachteile durch gastrointestinale Blutungen und hämorrhagische Schlaganfälle größer sei als der Nutzen, heißt es in einem Gutachten der Britischen Regierung in Health Technology Assessment (2013; doi: 10.3310/hta17430).

Das Team um Aileen Clarke von der Warwick Medical School hat im Auftrag des National Institute for Health Research, einer britischen Behörde, die Daten zum Wert der Primärprävention mit ASS ausgewertet. Zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die Daten­lage gut. Clarke konnte fünf randomisierte klinische Studien ausfindig machen. Bei der Krebsprävention stützt sich die Evidenz zumeist auf eine sekundäre Auswertung der Herzkreislaufstudien, weshalb der Nutzen nicht allgemein anerkannt wird.

Laut der Synopse von Clarke senkt ASS das Risiko von schweren kardiovaskulären Ereignissen um 10 Prozent und das Risiko koronarer Ereignisse um 15 Prozent. Dies sind allerdings relative Vorteile, die in der Primärprävention vor dem Hintergrund einer niedrigen Erkrankungsrate in der Bevölkerung gesehen werden müssen.

Clarke zufolge führt die Einnahme von ASS zu 33 bis 46 weniger Herzkreislauftodesfällen auf 100.000 Personen. Hinzu kämen noch einmal 34 weniger Todesfälle an Krebs­erkrankungen, falls tatsächlich eine präventive Wirkung bestehen sollte.

Die andere Seite der Bilanz besteht in einem Anstieg der gastrointestinalen Blutungen um 37 Prozent oder 68 bis 117 Ereignisse auf 100.000 Personen. Hinzu kämen noch weitere 8 bis 10 hämorrhagische Schlaganfälle, da ASS das Risiko auf Hirnblutungen um 32 bis 38 Prozent erhöht.

Unter dem Strich ergibt dies eine negative Bilanz für die Einnahme von ASS zur Primärprävention von Herzinfarkt und Krebs, sofern der Ratschlag die gesamte Bevölkerung (ab einem bestimmten Alter) betrifft. Bei Risikogruppen, die ein höheres Grundrisiko haben, kann sich schnell eine günstige Bilanz ergeben. So raten die Leitlinien denn auch Herzkranken zur Einnahme von ASS. Nach einem Herzinfarkt ist die Therapie seit längerem Standard.

rme

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