Medizin

Astrozyten dirigieren Bildung des Corpus Callosum

  • Montag, 24. Oktober 2016

Brisbane – Die Formation des Balkens im Gehirn wird durch Astrozyten gesteuert, die den Nervenzellen eine Art Baugerüst zur Verfügung stellen, durch das die Axone hin­durch­wachsen. Dies fanden Forscher um Ilan Gobius an der University of Queensland durch die Untersuchung von Maushirnen heraus. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in Cell Reports (doi:10.1016/j.celrep.2016.09.033).

Das Corpus Callosum, auch Balken genannt, ist ein dicker Faserstrang, der die beiden Großhirnhemisphären verbindet. Der Balken ermöglicht den Informationsaustausch zwischen den beiden Hirnhälften. Im Rahmen bestimmter hereditärer Erkrankungen, so­wie als singuläre Missbildung, besteht bei einigen Menschen eine Balkenagnesie. Eine Fehlen des Balkens kann klinisch nahezu symptomlos bleiben oder auch schwerste Be­hinderungen nach sich ziehen. Die Ätiologie dieser Fehlbildung ist bisher weitestgehend unbekannt.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher die Ausbildung des Balkens an Maushirnen. Am Anfang der Hirnbildung sind die beiden Hemisphären noch durch Fibroblasten und andere nicht neuronale Zellen voneinander getrennt. Die Neuronen wachsen um diesen Gewebestrang herum und verbinden dann die beiden Hirnhälften.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass vor der neuronalen Verbindung zunächst Astro­zy­ten um den besagten Gewebestrang wachsen. Die Astrozyten verdrängten durch ihr Wachs­tum den Gewebestrang und schufen so Platz für die neuronalen Verbindungen. Die Axone wuchsen dann entlang der Astroglia auf die jeweils andere Hemisphäre zu. Die Astrozyten gehen im Hirn aus bestimmten Vorläuferzellen hervor. Wenn die Forscher die Differenzierung dieser Vorläuferzellen künstlich ausschalteten, entwickelten die Mäu­se eine Balkenagnesie.

Auf Grundlage ihrer Ergebnisse gehen die Forscher davon aus, dass die Astrozyten den Neuronen die entscheidende Grundlage für die Balkenbildung geben. Bessere Kennt­nisse über die genetischen Ursprünge der Erkrankung könnten möglicherweise auch In­for­mationen über die prognostische Bedeutung einer Balkenagnesie für die betroffenen Kinder liefern, so die Forscher.

hil

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