Medizin

Auch nach anderen Atemwegsinfektionen kann es zu einer verzögerten Erholung kommen

  • Dienstag, 10. Oktober 2023
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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London – COVID-19 ist nicht die einzige Infektionskrankheit, von der sich manche Patienten nur schleppend erholen. Eine prospektive Beobachtungsstudie in EClinicalMedicine (2023; DOI: 10.1016/j.eclinm.2023.102251) ergab, dass auch Patienten mit anderen akuten Atemwegserkrankungen noch Wochen und Monate nach dem Ende der akuten Phase über Beschwerden klagen.

Die Studie „COVIDENCE UK“ hat im Mai 2020 begonnen, Einwohner monatlich zu COVID-19 und anderen Atem­wegsinfektionen zu befragen, um Einblicke in den Verlauf der Erkrankung und deren Komplikationen zu gewinnen.

Giulia Vivaldi von der Queen Mary University of London und Mitarbeiter haben die Daten von 10.171 Teilnehmern ausgewertet, die im Januar/Februar 2021 den Fragebogen ausgefüllt hatten. Zu dieser Zeit waren die wenigsten Menschen geimpft. Die Daten zeigen deshalb die Folgen der ersten Krankheitswelle an, die noch vom Wildtyp von SARS-CoV-2 geprägt war.

Insgesamt 1.311 Teilnehmer hatten bereits eine Erkrankung an COVID-19 überstanden (die wegen des Testman­gels nur bei etwa 40 % durch den Nachweis von SARS-CoV-2 bestätigt worden war). Weitere 472 Patienten hatten andere akute Atemwegserkrankungen angegeben (wobei auch hier nur sehr selten eine Erregerdiagnostik durch­geführt worden war).

Viele Teilnehmer berichteten, dass sie trotz der überstandenen akuten Erkrankung weiter unter Symptomen leiden. Nach einer milden Erkrankung an COVID-19 hatten 5,9 %, nach einer mittelschweren Erkrankung 11,4 % und nach einer schweren Erkrankung 47,9 % ein Long COVID. Doch auch nach den anderen schweren Atemwegserkran­kun­gen litten 11,9 % unter anhaltenden Symptomen (zu leichten und mittelschweren Nicht-COVID-Erkrankungen macht die Studie keine Angaben).

Viele Symptome von Long COVID und „Long Cold“ waren ähnlich. Dazu gehörte etwa ein anhaltender Husten, Schlafstörungen, Durchfall, Bauchschmerzen oder Veränderungen der Stimme.

Riechstörungen traten dagegen nach schwerem COVID-19 deutlich häufiger auf als nach anderen schweren Atem­wegserkrankungen (41 % versus 4 %), ebenso Haarausfall (25 % versus 16 %), ungewöhnliches Schwitzen (38 % versus 25 %), Herzrasen (43 % versus 33 %) und Gedächtnisprobleme (70 % versus 55 %).

Die Ergebnisse bestätigen damit die Beobachtung, das es auch nach anderen schweren Atemwegs­erkrankungen zu anhaltenden Gesundheitsstörungen kommen kann. Sie waren zwar deutlich seltener als nach COVID-19, sollten nach Ansicht von Peter Openshaw vom Imperial College London jedoch nicht verharmlost werden.

David Strain von der University of Exeter sieht eine Verbindung mit der ME/CFS (myalgische Enzephalomyelitis / chronisches Fatigue-Syndrom), das ebenfalls im Anschluss an Infektionen auftritt und über Jahrzehnte anhalten kann.

rme

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