Auch Pharmaindustrie sucht Fachkräfte

Berlin – In der Pharmaindustrie fehlen in Deutschland im Augenblick rund 176.000 Fachkräfte. Das zeigt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (vfa). Der Verband fordert daher zusammen mit der für die Pharmabranche zuständige Gewerkschaft IGBCE politische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.
„Der Mangel an passenden Bewerbern ist zu einem sektorübergreifenden Hemmnis für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandorts geworden und behindert in nahezu allen Branchen die unternehmerische Implementierung sowie Umsetzung notwendiger Transformationsprozesse“, fasste der Direktor des IW, Michael Hüther, die Studienergebnisse zusammen.
Besonders dramatisch ist danach die Situation in der Produktion, wo jede vierte Stelle nicht besetzt werden könne. Auch in Forschung und Entwicklung sowie IT-Berufen gebe es erhebliche Engpässe, die die Innovationskraft der Branche gefährdeten.
Die pharmazeutischen Clusterregionen wie das Rhein-Main-Gebiet und Oberbayern sind laut dem vfa besonders stark betroffen. „Diese Engpässe behindern nicht nur die Weiterentwicklung der Branche, sondern auch die Versorgungssicherheit mit wichtigen Arzneimitteln“, hieß es aus dem Verband.
Vfa und Gewerkschaft sehen drei zentrale Handlungsfelder für die Politik: Zunächst sei entscheidend, alle verfügbaren inländischen Fachkräftepotenziale auszuschöpfen. Dazu zählten die Integration von Frauen, älteren Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt.
Gleichzeitig müssten Unternehmen attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und flexible Arbeitszeitmodelle anbieten. Die Politik müsse dafür Hemmnisse im Steuer- und Sozialsystem beseitigen.
Wichtig sei darüber hinaus, die Qualifikation zu fördern: Besonders wichtig sei es, An- und Ungelernte durch passgenaue Programme zu qualifizieren und den Quereinstieg zu erleichtern. „Die Bundesregierung sollte die bestehenden Förderprogramme zur Weiterbildung weiterentwickeln und den Zugang zu diesen Programmen vereinfachen“, so vfa und IGBCE.
Außerdem sei entscheidend, Fachkräfte aus dem Ausland gezielt anzuwerben. Die Politik sollte sicherstellen, dass die Verwaltungsprozesse deutlich beschleunigt und zentrale Anlaufstellen für Unternehmen geschaffen werden, so der Industrieverband und die Gewerkschaft.
„Eine erfolgreiche Fachkräftesicherung ist nicht nur Aufgabe der Wirtschaft, sondern erfordert auch geeignete Rahmenbedingungen seitens der Politik“, betonen sie.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: