Auch Sport hat eine Placebowirkung

Freiburg – Wer an die positiven Effekte von Sport und Bewegung glaubt, profitiert stärker davon. Das berichten Sportwissenschafter der Universität Freiburg um Hendrik Mothes im Journal of Behavioral Medicine (doi 10.1007/s10865-016-9781-3).
Das Team hat 76 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 32 Jahren untersucht. Im Labor mussten die Probanden 30 Minuten lang auf einem Fahrradergometer in die Pedale treten. Davor wurden ihnen jeweils unterschiedliche Kurzfilme gezeigt, die entweder die positive Wirkung von Fahrradfahren für die Gesundheit lobten oder nicht. Außerdem fragten die Forscher die Probanden, ob sie bereits vor Beginn der Studie an positive Effekte durch Sportaktivität glaubten.
Die Teilnehmer füllten vor und nach dem Training Fragebögen aus, in denen sie Auskunft über ihr Wohlbefinden und ihre Stimmung gaben. Zudem maßen die Forscher die Gehirnaktivität der Teilnehmer mit einem Enzephalogramm (EEG).
Die Ergebnisse sprechen laut Arbeitsgruppe für einen Placebo-Effekt beim Sporttreiben: Probanden, die bereits vor Beginn der Untersuchung an positive Effekte durch Sportaktivität glaubten, hatten größere Freude an der Bewegung, verbesserten ihre Stimmung stärker und reduzierten ihre Ängstlichkeit deutlicher als die weniger optimistischen Teilnehmer.
Neurophysiologisch zeigte sich zudem ein weiterer Unterschied: Die Teilnehmer mit größeren Erwartungen vor Beginn der Untersuchung sowie diejenigen, die zuvor einen Film gesehen hatten, der über die gesundheitlichen Vorzüge des Fahrradfahrens berichtete, wiesen bei der Messung der Hirnaktivität eine größere Entspannung auf.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf andere Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Langlaufen übertragen lassen. „Erwartungshaltungen und Vorstellungen haben möglicherweise langfristige Konsequenzen, zum Beispiel für die Motivation zum Sporttreiben. Sie entscheiden mitunter darüber, ob man sich das nächste Mal zum Joggen aufraffen kann oder lieber auf der Couch bleibt“, kommentierte Mothes die Ergebnisse.
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