Medizin

Placebo-Effekt verbessert Genesung nach Herz-OP

  • Mittwoch, 11. Januar 2017

Marburg – Herzpatienten, die wegen einer psychologischen Betreuung eine höhere Er­war­tung haben, rasch zu genesen, erholen sich nach einer Bypassoperation tat­sächlich schneller von dem Eingriff. Das berichtet ein interdisziplinäres Team um den Psycholo­gen Winfried Rief und den Herzchirurgen Rainer Moosdorf von der Philipps-Universität Marburg in der Fachzeitschrift BMC Medicine (2017; doi: 10.1186/s12916-016-0767-3).

Placebo-Effekte beeinflussen bekanntlich oftmals den Erfolg einer medizinischen Be­hand­lung. Zu diesen Placebo-Effekten tragen insbesondere die Erwartungen bei, die Pa­tienten an die Wirksamkeit und das Ergebnis einer Therapie haben. „Das Ziel unserer Stu­die besteht darin, diese Erwartungen zu optimieren, um das Ergebnis von Bypass­ope­rationen am Herzen zu verbessern“, schreiben die Autoren.

Die Wissenschaftler teilten die 124 Studienteilnehmer dafür in drei Gruppen ein: Die „Er­wartungsgruppe“ erhielt psychologische Unterstützung von einem Therapeuten, der spe­ziell darauf abzielte, die Erwartungen an die Wiederherstellung nach der Operation zu er­höhen. Die „Unterstützungsgruppe“ verbrachte ebenso viel Zeit mit dem Thera­peuten, dis­kutierte die eigenen Erwartungen aber nicht. Die Kontrollgruppe schließlich erhielt kei­ne zusätzliche psychologische Unterstützung. Vor der Operation sowie sechs Monate da­nach erhoben die beteiligten Wissenschaftler Daten über das geistige Wohl­befinden, die gesundheitlichen Beschwerden, die Arbeitsfähigkeit und die körperliche Aktivität der Be­troffenen.

Wer psychologische Unterstützung erhielt, um die eigenen Erwartungen bezüglich der Wiederherstellung nach der Operation zu erhöhen, litt sechs Monate nach dem Eingriff weniger an Beschwerden, erfreute sich einer besseren Lebensqualität, war körperlich ak­tiver und fitter für die Arbeit im Vergleich zu denjenigen, die nicht von zusätzlicher Hilfe profitierten.

Die Studie zeigt laut den Autoren auch, dass eine kurzfristige psychologische Inter­ven­ti­on leicht bei Herzoperationen eingesetzt werden könne. „Durch die Ausnutzung des Pla­cebo-Effekts können wir die lebensrettenden Aspekte der Chirurgie durch eine ver­bes­serte Erholung unserer Patienten ergänzen“, sagte Moosdorf, Leiter der Marburger Herzchirurgie.

hil

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