Augenheilkundliche Forschung braucht mehr Förderung

Berlin – Deutschland liegt bei der Forschung in der Augenheilkunde gemessen an der Publikationsleistung hinter den USA und Großbritannien auf Platz drei, noch vor China, das aber stark aufholt. Darauf hat die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) hingewiesen.
„Obwohl der ophthalmologischen Forschung hierzulande nur 34 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen – in den USA sind es schätzungsweise 700 Millionen US-Dollar –, ist Deutschland nach wie vor eine der führenden Wissenschaftsnationen“, sagte Claus Cursiefen, Direktor der Klinik und Poliklinik für allgemeine Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln.
Stärker Vernetzung nötig
So komme eine Analyse der ophthalmologischen Fachbeiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften für die Jahre 2015/2016 auf einen Anteil deutscher Beiträge von 7,2 Prozent. US-amerikanische Wissenschaftler stellen 37,6 Prozent der Publikationen und britische Wissenschaftler 8,2 Prozent. Auch beim Vergleich der Zitationen wissenschaftlicher Beiträge ergibt sich laut DOG dieses Ranking.
Die asiatischen Länder, allen voran China, holen laut DOG stark auf. „Das hängt direkt mit den kontinuierlich steigenden Fördermitteln zusammen, die die Volksrepublik in die Forschung investiert“, erläuterte Cursiefen. Die Fachgesellschaft fordert daher jetzt eine stärkere europäische Vernetzung und gezielte Unterstützung, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auch langfristig zu sichern.
Dabei geht es der DOG um das gesamte Forschungsumfeld, nicht nur um mehr Mittel für einzelne Projekte. „Das Wissenschaftsumfeld muss sich, etwa durch Flexibilität bei den Arbeitszeiten und Angebote zur Kinderbetreuung, stärker auf die Bedürfnisse von jungen Müttern und Vätern in der Medizin einstellen“, so Cursiefen. Wichtig seien außerdem Forschungsfreiräume für wissenschaftlich tätige Ärzte.
Andernfalls werde die zunehmende Arbeitsverdichtung, die den klinischen Alltag bestimme, die Forschung immer weiter zurückdrängen. „Darüber hinaus braucht es attraktive Karriereendpunkte in Form fester Anstellungen sowohl für forschende Ärzte als auch für Naturwissenschaftler“, fügt der DOG-Experte hinzu.
Beschäftigungsmodelle, die von Anfang an darauf ausgerichtet seien, nur einen Bruchteil der Mitarbeiter dauerhaft zu halten, seien einer hochwertigen wissenschaftlichen Leistung nicht förderlich. Schließlich müsse der Grundetat für Forschung an deutschen Universitäten erhöht werden. „Die deutschen Universitätskliniken sind chronisch unterfinanziert“, kritisiert der Kölner Ophthalmologe.
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