Vom Arztdasein in Amerika

Ausgebrannte US-Ärzte

  • Donnerstag, 8. November 2012

Eine neue Studie belegt, was vielen im Gesundheitssystem schon lange ersichtlich ist: Ärzte in den USA leiden unter dem Erschöpfungssyndrom, sind ausgebrannt. Vergleiche Shanafelt TD et al: „Burnout and satisfaction with work-life balance among US physicians relative to the general US population”, Arch Intern Med 172 (18): 1377-1385.

Die Daten basieren auf 7.288 von Ärzten ausgefüllten Fragebögen und zeigen auf, dass knapp 45,8% aller befragten Ärzte mindestens unter einem der typischen Symptome des generalisierten Erschöpfungssyndroms (das sogenannte „burn-out”) leiden. Einer der Gründe mag wohl in der sehr hohen Wochenarbeitszeit liegen; 37,9% aller Ärzte arbeiten wöchentlich mehr als 60 Stunden, während nur 10,6% der in der Studie befragten Menschen, die in etwa der Zusammensetzung der Allgemeinbevölkerung entsprechen, das tat. Im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung (23,2%) waren die Ärzte (40,2%) deutlich unzufriedener mit ihrem Arbeits-Lebens-Gleichgewicht („work-life-balance”). Interessanterweise nahm die Zufriedenheit bei eben diesem Gleichgewicht zwischen Lebens- und Arbeitszeit in der befragten Allgemeinbevölkerung mit Höhe des Universitätsabschlusses zu, so dass ein promovierter Geistenwissenschaftler statistisch gesehen deutlich zufriedener als ein nichtstudierter Mensch war und dieser zufriedener als ein Arzt.

Blickt man auf unterschiedliche Fachrichtungen, ergeben sich weitere interessante Unterschiede: Überproportional viele Notaufnahmeärzte (ca. 70%), Allgemeininternisten (ca. 53%), Neurologen (ca. 50%) und Hausärzte (ca. 49%) fühlen sich ausgebrannt und erschöpft. Das ist natürlich deshalb besonders prekär, weil diese Fachrichtungen überproportional oft die Hauptlast bei der Versorgung alter, armer und multimorbider Patienten tragen.

So ist auch verständlich, wieso viele meiner Kollegen immer wieder von einer Auszeit reden – viele sind müde vom vielen Arbeiten.

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