Vermischtes

Arbeit in der Freizeit kann auch für Erholung sorgen

  • Dienstag, 27. Februar 2018
Mann sitzt mit seinem Laptop auf einer Wiese. Work-life-balance /Andreas Haertle, stock.adobe.com
Berufstätige, die am Wochenende arbeiten, erholen sich schlechter – mit einigen Ausnahmen. /Andreas Haertle, stock.adobe.com

Rostock/Bamberg – Arbeit in der Freizeit kann unter bestimmten Umständen förderlich für die Erholung sein. Das hat ein Psychologenteam in einer dreimonatigen Tagebuch­studie herausgefunden. Die Forscher untersuchten, wie sich die Beschäftigung mit unerledigten Aufgaben am Wochenende auf die Erholung von der Arbeit auswirkt. Die Ergebnisse wurden im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht (2018; doi: 10.3390/ijerph14121606).

Arbeiten am Wochenende galt  bisher als ungünstig, um eine gelungene Work-Life-Balance zu erreichen. Die Ergebnisse einer Studie von Oliver Weigelt und Christine Syrek lassen diese Annahme aber in einem anderen Licht erscheinen. „Erholung und Arbeit am Wochenende schließen sich keinesfalls aus und können mit einer gelun­genen Work-Life-Balance vereinbar sein“, erklärt Weigelt, Organisations- und Personalpsychologe von der Universität Rostock und Hauptautor der Studie.

Das Psychologenteam ließ 83 Berufstätige aus unterschiedlichen Branchen, die nebenbei Psychologie studierten, über drei Monate hinweg jeden Freitag und Montag Tagebuch führen. Die Befragten notierten jeden Freitag ihre unerledigten Aufgaben am Ende der Arbeitswoche. Montags sollten sie angeben, ob sie im Verlauf des Wochen­endes in ihrer Freizeit gearbeitet haben und wie sie sich erholen konnten. Diejenigen, die gearbeitet hatten, berichteten außerdem ihre Gründe für die Arbeit und inwieweit sie durch die Arbeit in der Freizeit vorangekommen sind, also zum Beispiel unerledigte Aufgaben abschließen konnten. Das Forscherteam erfasste zusätzlich vier Aspekte des Erholungserlebens: Abschalten von der Arbeit, Entspannung, erlebte Autonomie und Bewältigungserfahrungen.

Freizeitarbeit bietet Chancen

Aus der psychologischen Forschung ist bekannt, dass Menschen einmal begonnene Aufgaben nur ungern unerledigt lassen und sogar persönliche Nachteile in Kauf nehmen, um die Aufgaben abschließen zu können. Tatsächlich zeigte sich auch in dieser Studie, dass ein Teil der Berufstätigen am Wochenende arbeitete, um Arbeits­aufgaben abzuschließen oder sich auf die kommende Arbeitswoche vorzubereiten.

Berufstätige, die am Wochenende arbeiteten, konnten sich auch schlechter erholen. Weigelt gibt zu Bedenken: „Auf den ersten Blick ist Arbeit in der Freizeit damit eigentlich nicht zu empfehlen. Wenn man aber berücksichtigt, dass Freizeitarbeit auch Chancen bietet, Unerledigtes abzuschließen und dadurch die innere Ruhe am Wochenende wiederzugewinnen, dann ergibt sich ein weit positiveres Bild.“

Waren zu Beginn des Wochenendes besonders viele Aufgaben unerledigt, konnten sich die Berufstätigen schlechter erholen. Konnten aber über das Wochenende einige oder sogar alle Aufgaben erledigt werden, gelangen auch die Erholung und besonders das Abschalten von der Arbeit besser.

„Wer auf seine Work-Life-Balance achten, aber dennoch am Wochenende arbeiten möchte, tut also gut daran, Aufgaben abzuschließen, sich also in einer produktiven Weise mit der Arbeit zu befassen“, schlussfolgert Syrek, Vertretungsprofessorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Bamberg. „Unerledigtes erschwert das gedankliche Abschalten von der Arbeit in der Freizeit und regt zum Weiterarbeiten an“, ergänzt Weigelt. „Gelingt es in der Freizeit aber, mit den unerledigten Aufgaben voranzukommen, kann man die verbleibende Freizeit umso mehr genießen.“

gie/idw

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