Ärzteschaft

Automatisierte Gentests könnten Suche nach passenden Blutprodukten erleichtern

  • Dienstag, 5. September 2023
/ktsdesign, stock.adobe.com
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Köln – Sequenziermaschinen könnten künftig in Blutprodukten automatisiert alle Gene entschlüsseln, die für die Blutgruppen verantwortlich sind. Dies könnte laut der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) die Sicherheit für Patienten erhöhen.

Die International Society of Blood Transfusion unterscheidet mittlerweile 45 verschiedene Blutgruppen. Be­rücksichtigt man die verschiedenen Varianten der einzelnen Blutgruppengene, ergeben sich laut DGTI sogar 360 verschiedene Blutgruppen. Bisher erfolgt die Bestimmung der Blutgruppen in mehreren Schritten im Labor.

Mit dem „Next-Generation Sequencing“ sei es aber möglich, alle Gene gleichzeitig zu analysieren. Das Ver­fahren wird laut Christof Weinstock vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik Ulm in den kommenden fünf Jahren in Ulm bei 10.000 Blutspendern im Jahr eingesetzt – in diesem Projekt also bei 50.000 Blutspendern.

Insbesondere bei Menschen, die häufig eine Bluttransfusion erhielten, bringe das neue Verfahren Fortschritte, zum Beispiel bei Patienten mit Sichelzellanämie. Das neue Hochdurchsatzverfahren macht es nach Angaben der Fachgesellschaft aber auch leichter, Blutprodukte für Patienten zu finden, die seltene Blutgruppenmerk­male benötigen.

„Die Genotypisierung hilft bei der Bestimmung zahlreicher Merkmale und verbessert damit die Verfügbarkeit passender Präparate für Patientinnen und Patienten mit bestimmten Antikörpern. Durch die Vernetzung der einzelnen Blutbanken werden wir auch für die anderen Blutgruppen Spender finden“, erläuterte der DGTI-Präsident Holger Hackstein vom Universitätsklinikum Erlangen.

Das neue Verfahren ist laut Fachgesellschaft auch kosteneffektiv: „Für die einmalige Genotypisierung muss man weniger als 50 Euro investieren und erhält 67 Merkmale“, sagte der DGTI-Experten Weinstein dem Deutschen Ärzteblatt.

Für die serologische Bestimmung lägen die reinen Materialkosten für die häufig nachgefragten Merkmale bis­lang bei zehn und 15 Euro pro einzelnem Merkmal. Für seltene Merkmale gebe es aber keine serologischen Reagenzien, so Weinstein.

hil

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