Häufigkeit von Transfusionen in der Endoprothetik gesenkt

Leipzig – Die Orthopädie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) hat in der Endoprothetik Verfahren umgesetzt, um Blutverlust und damit die Notwendigkeit für Transfusionen weitestgehend zu senken.
„Wir brauchen heute kaum noch Transfusionen, um den Blutverlust bei einer Hüft- oder Knieprothesenoperation wieder aufzufangen“, sagte Andreas Roth, Leiter des Fachbereiches Endoprothetik in der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie des UKL.
Endoprothetische Operationen seien oft mit einem beträchtlichen Blutverlust verbunden und führten dazu, dass bis zu 46 Prozent der Patienten während oder nach der Operation eine Bluttransfusion benötigten, so Roth.
Nach verschiedenen Umstellungen der Abläufe während und nach der Operation können die OP-Teams jetzt nicht nur den teilweise hohen Blutverlust beim Einsetzen einer Knie- oder Hüftprothese und Folgeprobleme wie Infektionen vermeiden, sondern auch die Patienten schneller mobilisieren.
Zu den Innovationen gehören Verfahren zur Blutstillung während der Operation, die bereits im Vorfeld von der plastischen Chirurgie am UKL eingesetzt wurde.
„Dabei werden die Gefäße während des Eingriffs mit speziellen Methoden direkt verschlossen“, erklärte Roth. Dadurch dauere die Operation zwar bis zu 15 Minuten länger, aber im Nachgang gebe es sehr viel weniger Hämatome, Schwellungen und Infektionen im Operationsgebiet, so der Orthopäde.
Außerdem setzt das Team während der Operation gegebenenfalls Tranexamsäure ein, ein Mittel, dass die Gerinnungsneigung kurzzeitig steigert und so Blutungen verhindert. „Dabei wird das individuelle Risiko der Patienten sorgfältig abgewogen und unter anderem entschieden, ob wir das Mittel systemisch oder nur lokal direkt am zu operierenden Gelenk einsetzen“, sagte Christian Pfrepper.
Der Gerinnungsspezialist hat die Orthopäden bei ihrem Vorhaben unterstützt und die Voraussetzungen geprüft, unter denen die dafür nicht explizit zugelassene medikamentöse Blutstillung zum Einsatz kommen kann.
„Wir haben festgestellt, dass wir auf diese Weise sowohl eine hohe Patientensicherheit gewährleisten als auch effektiv Blutungen verhindern können“, erläuterte er. Die Risikoprüfung dazu übernimmt in Leipzig die Anästhesie im Rahmen der Narkosevorbereitung.
Eine weitere Neuerung ist der Verzicht auf Drainagen, also die Ableitung von Flüssigkeit aus dem Gewebe über einen Katheter. „Da wir die Gefäße verschließen, benötigen wir diesen Schlauch unter der Haut nicht mehr“, erläutert Roth. Dies verändert auch die Routinen auf der Station: Drainagenkontrollen und -wechsel entfallen, dafür erhalten die Patienten eine spezielle Kühlung in der Nachbetreuung und werden rascher mobilisiert.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: