Politik

Baden-Württemberg verlängert Unterstützung für IS-Opfer aus dem Irak

  • Dienstag, 24. Oktober 2017
/dpa
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Stuttgart – Traumatisierte Frauen und Kinder aus dem Nordirak können weiter in Baden-Württemberg bleiben. Für die rund 1.000 Opfer der Terrormiliz IS würden Aufenthalt und Therapie zwei weitere Jahre finanziert, teilte das Staatsministerium heute mit. Das habe das Kabinett in Stuttgart beschlossen. Die Kosten für Aufnahme und Gesundheit blieben demnach weit unter den ursprünglichen Ansätzen. Von den veranschlagten 95 Millionen Euro wurde laut Staatsministerium bislang nicht einmal die Hälfte ausgegeben.

Die vorwiegend jesidischen IS-Opfer kamen auf Initiative von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zwischen 2015 und Anfang 2016 nach Baden-Württem­berg. Heute leben die Angehörigen einer religiösen Minderheit in 23 Gemeinden im Land. Sie haben im Zuge einer humanitären Aufnahme einen Aufenthaltsstatus wie anerkannte Flüchtlinge, ohne die nötigen Verfahren durchlaufen zu haben.

Therapie muss weitergehen

Bislang sind nur elf Menschen freiwillig in den Irak zurückgekehrt und damit endgültig aus dem Sonderkontingent ausgeschieden, wie das Staatsministerium mitteilte. Der größte Teil der Frauen und Kinder werde auf Dauer wohl in Deutschland bleiben.

Das Land unterstützt auch die UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, Nadia Murad, die den Opfern eine Stimme gibt. Sie und ihre Leidensgenossinnen wurden verschleppt, verkauft, versklavt und vergewaltigt, bevor sie aus der Gefangenschaft ausbrachen und über Flüchtlingscamps nach Baden-Württemberg kamen. Ihnen wurde psychologisch besondere Schutzbedürftigkeit attestiert. Ein Ende der Therapien wäre jetzt nicht vermittelbar, so das Staatsministerium.

Aus Sicht der Landesregierung war die Integration insgesamt erfolgreich. Die Kinder nähmen die schulischen Möglichkeiten überwiegend dankbar an. Einige Frauen hätten eine Ausbildung begonnen oder die ersten Schritte in die Berufstätigkeit unter­nommen. Andere tun sich demnach aber noch schwerer – auch weil noch immer Angehörige verschollen oder in IS-Gefangenschaft sind.

dpa

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