BÄK-Präsident stuft Coronalockerungen in England als „sehr gewagt“ ein

Berlin – Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, rät zum Abwarten vor einer Aufhebung aller Coronabeschränkungen wie in England. Mit Blick auf das Ende fast aller Coronavorschriften in dem größten britischen Landesteil sagte Reinhardt der Passauer Neuen Presse heute: „Das finde ich sehr, sehr gewagt. Ob der jetzige Zeitpunkt mit stark steigenden Infektionszahlen der richtige Moment dafür ist, halte ich für mehr als fragwürdig.“
Man müsse aber auch sehen, dass die Zahl schwer erkrankter Patienten, gemessen an den Fällen von Ansteckungen, deutlich niedriger sei als auf dem Höhepunkt der zweiten Welle, so Reinhardt.
Reinhardt sagte auf die Frage, ob Deutschland sich an England ein Beispiel nehmen solle, er würde noch abwarten. „Wir wissen noch nicht, wie sich vor dem Hintergrund der Impfkampagne die Zahl schwerer Verläufe entwickelt.“
Dafür müsse man nicht nur die Entwicklung auf den Intensivstationen im Blick halten, sondern auch Gesundheitsdaten von COVID-19-Patienten auf anderen Stationen auswerten. „Die Inzidenz alleine ist wenig aussagekräftig. Wenn Menschen mit zweifacher Impfung deutlich seltener schwer erkranken, dann muss das in die Entscheidung über Öffnungsschritte einbezogen werden.“
Man solle die immer noch gute Infektionslage in Deutschland nicht gefährden. „Aber man muss schrittweise vorgehen und sich immer wieder fragen, was man zulassen kann. Dazu sind wir den Menschen gegenüber verpflichtet. Man darf nicht ständig Panik schüren und sich an Populismus ergötzen.“
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