Bahr fordert von der Pharmaindustrie die Herausgabe von Patientenakten
Leipzig – Die Bundesregierung drängt auf rasche Aufklärung von Medikamententests westdeutscher Pharmakonzerne an DDR-Bürgern. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) forderte am Freitag die Pharmaindustrie auf, Dokumente über klinische Arzneimitteltests sowie Patientenakten der Berliner Charite für ein Forschungsprojekt zur Verfügung zu stellen, heißt es in dem Brief, über den die Leipziger Volkszeitung vom Samstag berichtet. „Ich bin überzeugt, dass die rasche, umfassende und transparente Aufklärung der Geschehnisse um die Medikamententests in der DDR in unserem gemeinsamen Interesse liegt“.
In einem weiteren Brief bittet Bahr nach Angaben der Zeitung seine Amtskollegen in Berlin und den neuen Ländern, einschlägige Akten im Bundesarchiv auf Dauer zu sichern und nutzbar zu machen. Die geplante Aufarbeitung von DDR-Unrecht begrüße er ausdrücklich, schreibt der Minister an die Gesundheits- und Sozialminister in Erfurt, Potsdam, Schwerin, Magdeburg, Berlin und Dresden. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die betroffenen Menschen einen Anspruch auf Klarheit darüber haben, was zu DDR-Zeiten mit ihnen geschehen ist“, heißt es weiter.
Mitte der Woche hatte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner, den Forschern am Institut für Medizingeschichte der Berliner Charite seine finanzielle Unterstützung für eine Studie über die klinische Arzneimittelforschung in der früheren DDR zugesagt. Mit Millionen-Beträgen sollen in den achtziger Jahren West-Firmen rund 600 klinische Studien über neue Medikamente an DDR-Kliniken finanziert haben. In vielen Fällen sollen die teilnehmenden Patienten nicht über die Tests informiert worden sein.
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