Politik

Barmer GEK: Bevölkerung ist mit ärztlicher Versorgung zufrieden

  • Montag, 10. Dezember 2012
Uploaded: 10.12.2012 14:27:51 by mis
dpa

Berlin – Die Menschen in Deutschland sehen keine Anzeichen für einen Ärztemangel. Zu diesem Schluss kommt eine gemeinsam in Auftrag gegebene Befragung von Barmer GEK und der Bertelsmann Stiftung im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2012. „Die Bevölkerung sieht keine Probleme in der Erreichbarkeit von Ärzten, weder bei Haus- noch bei Fachärzten“, sagte Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Zwar gebe es geringe mobilitätsbedingte Unterschiede zwischen alten und jungen Menschen, signifikante Unterschiede zwischen Stadt und Land seien aber nicht zu erkennen.

„Die Bevölkerung spürt keinen Mangel an Ärzten“, bekräftigte auch Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. In Bezug auf die Honorarverhandlungen mit den Ärzten sehe er deshalb auch keinen Grund zu „hektischen oder aggressiven Aktionen“. Er räumte zwar ein, dass es in Zukunft zu Problemen in der ärztlichen Versorgung auf dem Land kommen könnte, das Problem der Landarztpraxis sei aber „nicht ein schlechter Verdienst.“ Vielmehr brauche man eine sachliche Diskussion, um sich den Veränderungen des sich wandelnden Berufsanspruchs unter den Ärzten und den neuen Formen der Berufsausübung zu stellen.

„Es ist zunächst einmal bemerkenswert, dass eine Krankenkasse die hohe Qualität der wohnortnahen ambulanten Versorgung anerkennt und von einem hohen Vertrauens­beweis der Bevölkerung spricht“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler. Die Schlussfolgerung der Barmer GEK sei aber falsch. Es sei ein Trugschluss zu glauben, der Ärztemangel werde überdramatisiert, weil die Bevölkerung diesen jetzt nicht spüren würde. Die KBV schätze, dass bis zum Jahr 2020 66.830 Niedergelassene in den Ruhestand gehen werden. „Die Situation wird sich also drastisch verschärfen. Wer den Ärztemangel jetzt noch infrage stellt, verkennt eindeutig die Situation“, so Köhler.   

Auf die Belastungsgrenzen von Ärztinnen und Ärzten wies Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, hin. Auch wenn Patienten in Umfragen immer wieder das große Engagement der Ärzte würdigten, eine gute gesundheitliche Versorgung auch in strukturschwachen Regionen sicherzustellen, seien diese mittlerweile erreicht. „Ärzte in Klinik und Praxis kompensieren durch überlange Arbeitszeiten die Folgen des Ärztemangels – oftmals auch auf Kosten der eigenen Gesundheit und natürlich zum Nutzen der Krankenkassen“, betonte er.

Dies ginge aber nicht mehr lange gut. „Harte Versorgungsdaten belegen, dass die personellen Lücken in der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgung immer größer werden. Nach Zahlen des Deutschen Krankenhausinstituts sind in den Kliniken rund 6.000 Stellen unbesetzt. Die angespannte Personalsituation wird sich weiter verschärfen“, sagte Montgomery. In zehn Jahren würden knapp 20.000 Ober- und Chefärzte altersbedingt in den Ruhestand gehen; bis 2020 müssten mehr als 66.000 Ärzte ersetzt werden. „Aufgrund der demografischen Entwicklung der Ärzteschaft und des mangelnden Nachwuchses wird es bis zum Jahr 2020 knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher.“

An der von TNS Infratest im November durchgeführten telefonischen Befragung nahmen 1500 Bürgerinnen und Bürger teil. Rund 90 Prozent zeigten sich mit der Anzahl und Erreichbarkeit von Hausärzten in Städten und auf dem Land zufrieden. Bei der Anzahl und Erreichbarkeit von Fachärzten lag die Zufriedenheit bei 85 Prozent.

Eine weitere veröffentlichte Studie im Gesundheitsmonitor 2012 zeigt regionale Unterschiede in der Diagnostik und Therapie. Danach gebe es beispielsweise in Landau in der Pfalz (51 Prozent) eine dreimal höhere Rate an Kaiserschnitten als in Dresden (17 Prozent). Auch die Verordnung von Antibiotika bei Kindern sei regional sehr unterschiedlich. So würden Kinder in einigen Kreisen von Mecklenburg-Vorpommern doppelt so häufig Antibiotika verordnet bekommen als Kinder in südlichen Kreisen Bayerns. Die Barmer GEK und die Bertelsmann Stiftung führen dies unter anderem auf mögliche Defizite in der Aus-, Fort- und Weiterbildung zurück und fordern Verbesserungen.

SK

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