Politik

Studie prognostiziert dramatischen Ärzte- und Pflegenotstand

  • Freitag, 5. Oktober 2012
Uploaded: 05.10.2012 13:57:37 by mis
dapd

Berlin – Einen massiven Personalmangel im Gesundheitswesen prognostiziert das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewatherhouseCoopers (PwC) in einer heute erscheinenden Studie „112 – und niemand hilft“. Wenn Deutschland das augenblickliche Versorgungsniveau aufrechterhält, bleiben danach im Jahr 2020 rund 33.000 Arzt-Vollzeitstellen unbesetzt, 2030 sind bereits 76.000 Vollzeitstellen vakant, das entspricht einem Bundesdurchschnitt von 23,7 Prozent der Stellen. Bis zum Jahr 2030 fehlen laut der Studie 106.000 Ärzte.

Auch der Pflegenotstand wird sich laut der Studie weiter verschärfen. 2020 fehlen danach 212.000 Pflegekräfte, im Jahr 2030 328.000. Besonders dramatisch werde die Situation in der Altenpflege: Hier bleiben 2030 rund 33 Prozent der Stellen unbesetzt. Insgesamt fehlen bis 2030 575.000 Pflegekräfte.

Allerdings ist die regionale Verteilung des Mangels bei Ärzten und Pflegekräften laut PwC sehr unterschiedlich. So prognostiziert die Studie für 2020 für Berlin mit 1,2 Prozent unbesetzbarer Stellen einen geringen Ärztemangel, für Rheinland-Pfalz dagegen eine Quote von 43,3 Prozent vakanter Arzt-Vollzeitstellen. Die Nummer zwei beim Ärztemangel soll laut PwC 2020 Brandenburg mit 34,2 Prozent freier Stellen sein.

PwC weist aber daraufhin, dass es durchaus Strategien gibt, dieses Szenario zu verhin­dern und den Mangel an Ärzten und Pflegekräften zumindest auf dem bereits heute vorhandenen Niveau zu halten. „Unser zentrales Problem ist, dass zu viele der mit erheblichem Aufwand ausgebildeten Fachkräfte ihren Beruf im Gesundheits- oder Pflegewesen erst gar nicht ausüben, ihn zu oft vorzeitig wieder aufgeben, ihn nur in Teilzeit ausüben und dass die vorhandenen Kapazitäten nicht immer effizient zum Einsatz kommen“, heißt es in der Studie.

Fast jeder vierte Arzt gebe die ärztliche Tätigkeit früher oder später auf, so die Ana­lysten. Eine höhere Teilnahmequote der Mediziner an der Patientenversorgung und eine geringere Abwanderung in alternative Berufsfelder sei nur zu erreichen, wenn die Tätigkeit insbesondere in der Klinik attraktiver werde.

PwC kritisiert, dass viele von der Politik initiierte Maßnahmen lediglich darauf abzielten, die Nachfrage nach ärztlichen oder pflegerischen Leistungen zu reduzieren. Dabei rückten die Maßnahmen zur Unterstützung und Motivation von Menschen, die die ärztlichen und pflegerischen Leistungen erbrächten, zu selten in den Fokus.

„Wenn wir heute nicht aktiv werden, wird die Gesundheitswirtschaft mittel- bis langfristig unter einem nie dagewesenen Fachkräftemangel leiden. Die Patientenversorgung in Krankenhäusern, Pflegeheimen und in Arztpraxen in der heute gewohnten Qualität ist erheblich in Gefahr“, so das Fazit von Michael Burkhart, Geschäftsbereichsleiter Gesundheitswesen und Pharma bei PwC und Leiter der Studie.

hil

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