Politik

Barmer GEK: Demografischer Wandel ist nicht der größte Kostentreiber

  • Donnerstag, 30. August 2012
dapd
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Berlin – Knapp ein Fünftel der steigenden Gesundheitsausgaben gehen auf den demo­grafischen Wandel zurück. Das ergaben Berechnungen der Barmer GEK, die in der Publikation „Gesundheitswesen aktuell 2012“ enthalten sind. Der demografische Wandel werde häufig pauschal als maßgebliche Begründung für Ausgabensteigerungen der Krankenversicherung genannt, sagte Uwe Repschläger, einer der Herausgeber des Buches, heute bei dessen Präsentation in Berlin. Eine Quantifizierung des Einflusses der Altersentwicklung auf die Gesundheitsausgaben sei jedoch bislang nicht erfolgt. 

Repschläger zufolge sind die jährlichen Gesundheitsausgaben in den Jahren 2007 bis 2010 im Durchschnitt um 88 Euro pro Kopf gestiegen. 16 Euro seien dabei dem demo­gra­fischen Wandel geschuldet. 

Die jährlichen Gesundheitsausgaben liegen laut Barmer GEK bis zum Alter von 20 Jahren bei etwa 1.000 Euro pro Patient. Bis zum 48. Lebensjahr verdoppelten sie sich auf 2.000 Euro. Und zwischen dem 49. und dem 89. Lebensjahr stiegen sie weiter auf etwa 6.000 Euro. Dabei verursache ein Drittel der Bevölkerung Kosten, die oberhalb des Durchschnittes liegen.

Bis zum Jahr 2040 würden die Gesundheitskosten pro Kopf weiterhin ansteigen, prog­nos­tizierte Repschläger. Die gesamten Gesundheitsausgaben sänken jedoch infolge des erwarteten Bevölkerungsrückganges. Bis zum Jahr 2040 werde die auf den demogra­fischen Wandel zurückgehende Kostensteigerung dabei auf elf bis 13 Euro sinken. 

Neben der Alterung der Bevölkerung seien es vor allem der medizinische Fortschritt und die angebotsinduzierte Nachfrage, die die Gesundheitskosten in die Höhe trieben, sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Christoph Straub. Bei dem medizinischen Fortschritt sei es dabei wichtig, dass dieser nicht als Add-on zum Einsatz komme, sondern dass er ältere Behandlungsarten ersetze.

Im Hinblick auf den Organspendeskandal sprach sich Straub für eine Verringerung der Zahl der Transplantationszentren aus. Zwar sei das Konzept von Innovations- und Kompetenzzentren richtig. Allerdings seien die Fallzahlen an den 44 Transplan­ta­tions­zentren in Deutschland teilweise viel zu gering. So blieben bei einer Nierentransplan­tation zehn Prozent der infrage kommenden Zentren unter den vom Gemeinsamen Bundesausschuss definierten Mindestmengen; bei einer Lungentransplantation seien es 20 Prozent.

„Wir müssen kritische Größen festlegen, um Exzellenz, kollegiale Kontrolle und Patien­ten­sicherheit herzustellen“, forderte Straub. Eine Verringerung könne auf Basis quanti­tativer und qualitativer Standards geschehen. Zum Beispiel könnten mindestens vier Leber- und Nierentransplantationen im Monat und eine Ein-Jahres-Überlebensrate vorgegeben werden.

fos

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