Politik

Barmer GEK rechnet mit deutlich steigenden Kranken­kassenbeiträgen

  • Montag, 29. Dezember 2014
Uploaded: 12.07.2013 10:11:22 by mis
dpa

Berlin – Die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen werden nach Einschätzung der Barmer GEK in den kommenden Jahren wieder deutlich steigen. Der Vorsitzende der Krankenkasse, Christoph Straub, sagte in Berlin, für 2015 seien die Beiträge sehr zurückhaltend bemessen worden. Zudem hätten die Kassen derzeit noch ein ganz gutes Finanzpolster. Allerdings zeichne sich jetzt schon ab, dass die Ausgaben etwa im Krankenhausbereich oder für Apotheker und Arzneimittel kurz- und mittelfristig deutlich zunehmen. Die Finanzen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entwickeln sich erstmals seit einigen Jahren deutlich schlechter.

Viele Kassen haben noch eigene Reserven. Zudem liegen im Gesundheitsfonds laut Bundesgesundheitsministerium zum Jahresende 2014 noch 16 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund konnten es sich die Kassen erlauben, im ersten Jahr, in dem sie den Zusatzbeitrag erstmals selbst bestimmen können, im wesentlichen noch innerhalb der bisherigen 15,5 Prozent zu liegen.

Straub rechnet mit Beitragsatz von 16 Prozent für 2016
Straub sagte nun: „Allgemein ist davon auszugehen, dass der Zusatzbeitragsbedarf zunehmen wird - in den kommenden Jahren möglicherweise auf 1,5 Prozentpunkte.” Für 2016 rechnet der Kassenchef mit einem durchschnittlichen GKV-Beitragssatz von mehr als 16 Prozent. Grundsätzlich seien auch 2017 weitere Steigerungen zu erwarten. Allerdings wird in jenem Jahr der Bundestag neu gewählt, so dass es durchaus möglich ist, dass die Bundesregierung zu starke Anstiege zu verhindern sucht - etwa mit einem Spargesetz.

Zum 1. Januar wird der allgemeine Beitragssatz zur GKV von 15,5 auf 14,6 Prozent gesenkt. Der bisherige Sonderbeitrag der Mitglieder von 0,9 Prozentpunkten entfällt. Dafür kann jede der 131 Kassen einen Zusatzbeitrag erheben, über dessen Höhe sie selbst entscheidet. Dadurch soll der Wettbewerb unter den Kassen forciert werden. Kassen, deren Zusatzbeitrag den durchschnittlichen Wert (2015: 0,9 Prozent) übersteigt, müssen ihre Mitglieder ausdrücklich darauf hinweisen, dass es eine günstigere Kasse gibt. Die Versicherten haben dann ein Sonderkündigungsrecht.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) warnt allerdings davor, die Kasse allein aufgrund der Höhe des Zusatzbeitrages zu wechseln. „Wir empfehlen den Versicherten, bei der Kassenwahl nicht nur auf die Höhe des Zusatz­beitrags zu achten, sondern auch die teilweise unterschiedlichen Leistungen in den Blick zu nehmen„, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz, der dpa. „Das Gesamtpaket muss stimmen.” Lanz wies darauf hin, dass vom 1. Januar an die Zusatzbeiträge aller Krankenkassen auf der Internetseite www.gkv-zusatzbeitraege.de veröffentlicht werden.

Zusatzbeitrag liegt im Durchschnitt bei 0,8 Prozent
Auch Bundesversicherungsamt warnt vor übereilten Enscheidungen der Versicherten: „Keine Panik zum Jahresende.” Es sei zwar richtig, über den Wettbewerb Anreize zu schaffen, dass die Kassen ihre Verwaltungskosten niedrig halten. Die Versicherten sollten sich aber genau das Preis-Leistungs-Verhältnis ihrer Kasse anschauen, bevor sie wechseln.

Präsident des Bundesversicherungsamtes, Maximilian Gaßner widersprach zugleich der Einschätzung, dass es bereits im kommenden Jahr zu steigenden Zusatzbeiträgen kommen werde. Zwar könne im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, dass der Zusatzbeitragssatz wegen überplanmäßiger Ausgaben korrigiert werden müsse. Ein bundesweiter Anstieg sei aber wenig wahrscheinlich. Als Voraussetzung nannte Gaßner allerdings, dass der Gesetzgeber den Krankenkassen nicht kurzfristig neue Belastungen auferlege und das Wirtschaftlichkeitsgebot konsequent eingehalten werde.

Ab 2016 Beitragssatzerhöhungen unvermeidlich
„Für das Jahr 2016 sind Beitragssatzerhöhungen jedoch unvermeidlich", fügte Gaßner hinzu. Dies liege schon allein daran, "dass die Haushalte vieler Krankenkassen im Jahr 2015 von Reserveüberschüssen getragen werden, die im Jahr 2016 nicht mehr vorhanden sind".

Dem Bundesversicherungsamt zufolge haben 31 Krankenkassen mit insgesamt 18,1 Mio. Mitgliedern haben den Zusatzbeitragssatz auf 0,9 Prozent festgelegt, wodurch der Gesamtbeitragssatz gegenüber dem Jahr 2014 unverändert bleibt. Bei 35 Kranken­kassen mit insgesamt 14,8 Mio. Mitgliedern beträgt der Zusatzbeitragssatz zwischen 0,4 und 0,8 Prozent , 5 Krankenkassen erheben einen Zusatzbei­trags­satz von bis zu 1,2 Prozent.

Der im Durchschnitt erhobene Zusatzbeitragssatz beträgt danach etwas mehr als 0,8 Prozent. Das Bundesversicherungsamt ist zwar nur für die bundesweit tätigen Kranken­kassen zuständig, berücksichtigt man auch die Zusatzbeitragssätze der großen AOKen und anderer unter Landesaufsicht stehenden Krankenkassen, ergibt sich aber 1 Krankenkaskein anderes Gesamtbild.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung