Medizin

„Baroreflex-Ver­stärker“: Implantat im Carotis-Sinus senkt Blutdruck

  • Dienstag, 5. September 2017
/redaktion93, stock.adobe.com
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Utrecht – Ein Implantat, das über einen Katheter im Carotis-Sinus implantiert wird und die Signale der dort gelegenen Barorezeptoren verstärken soll, hat in einer ersten Phase-1-Studie im Lancet (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)32337-1) den Blutdruck von Patienten mit resistenter Hypertonie deutlich gesenkt.

Das Implantat, das die Firma Vascular Dynamics aus Mountains View in Kalifornien entwickelt hat, greift in die körpereigene Blutdruckregulation ein. Im Sinus caroticus, einer Gefäßaufweitung zu Beginn der Arteria carotis interna, befinden sich sogenannte Barorezeptoren, die den Blutdruck messen und bei einem Anstieg eine Gegenreaktion auslösen, die eine Senkung des Blutdrucks zum Ziel hat. 

Das MobiusHD-System ist einem Stent vergleichbar, dessen Drähte nach der Implanta­tion über einen Katheter gegen die Wand des Sinus caroticus drücken und dem Gehirn somit einen Druck signalisieren, der über dem tatsächlichen Blutdruck liegt. Der Körper reagiert mit einer Blutdrucksenkung, die bei Patienten mit resistenter Hypertonie willkommen ist. 

In der CALM-FIM_EUR-Studie wurde das Gefäßimplantat erstmals an Patienten getes­tet. An der Studie nahmen 30 Patienten aus den Niederlanden und Deutschland teil. Die Behandlungen fanden zwischen Dezember 2013 und Februar 2016 statt. Alle Patienten litten unter einer resistenten Hypertonie: Einschlusskriterium war ein systo­lischer Blutdruck von über 160 mmHg trotz der Einahme von drei oder mehr antihyper­tensiven Wirkstoffen, einschließlich eines Diuretikums. Bei allen Patienten wurde ein Stent in einem der beiden Carotis-Sinusse implantiert.

Wie Wilko Spiering von der Universität Utrecht und Mitarbeiter jetzt berichten, war der Blutdruck, der vor Beginn der Studie im Mittel bei 184/109 mmHg gelegen hatte, sechs Monate nach der Implantation im Mittel um 24/12 mm Hg gefallen. Bei der ambulan­ten 24-Stunden-Messung kam es zu einem Rückgang. Hatten die Werte vor der Behandlung im Durchschnitt noch bei 166/100 mmHg gelegen, waren es sechs Monate später 21/12 mmHg weniger. Hinzu kam noch, dass die Patienten die Dosis ihrer Medi­ka­mente senken konnten.

Laut Spiering kam es bei vier Patienten (13 Prozent) zu fünf schwerwiegenden Neben­wirkungen: Diese waren zweimal ein starker Blutdruckabfall und je einmal eine Ver­schlechterung der Hypertonie, eine Claudicatio intermittens und eine Wundinfek­tion.

Der Hersteller hat inzwischen die Anschlussstudie CALM 2 begonnen, an der rund 300 Patienten teilnehmen sollen. In dieser Studie wird das MobiusHD-System erstmals mit einer Scheinbehandlung verglichen, bei der die gleiche Katheterbehandlung allerdings ohne Implantation des Stents durchführt wird.

rme

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