Bayer kritisiert Glyphosaturteil gegen Monsanto

Leverkusen – Bayer hat das Urteil eines US-Gerichts gegen den Monsanto wegen einer möglichen Krebserkrankung durch das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup kritisiert. „Das Urteil des Gerichts steht im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach kein Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Glyphosat und dem Non-Hodgkin-Lymphom besteht“, sagte ein Bayer-Sprecher. Monsanto gehört seit Juni zu dem Konzern.
Ein Geschworenengericht in San Francisco befand am vergangenen Freitag, die glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hätten „wesentlich“ zur Krebserkrankung des Klägers beigetragen. Das Gericht verurteilte Monsanto zur Zahlung von fast 290 Millionen Dollar (254 Millionen Euro) Schmerzensgeld. Das Geld wurde dem ehemaligen Hausmeister Dewayne Johnson zugesprochen, der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und die Herbizide von Monsanto dafür verantwortlich macht.
Monsanto hätte aufklären müssen
Die Geschworenen-Jury begründete das Urteil mit dem Versäumnis von Monsanto, den Kunden vor dem Krebsrisiko durch das Herbizid zu warnen. „Auf der Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse, den Einschätzungen von Regulierungsbehörden weltweit und der jahrzehntelangen praktischen Erfahrung mit dem Einsatz von Glyphosat ist Bayer überzeugt, dass Glyphosat sicher und nicht krebserregend ist“, widersprach der Bayer-Sprecher dieser Einschätzung.
In den USA machen Tausende Krebskranke Monsanto für ihr Leiden verantwortlich. Ein Bundesrichter in San Francisco hatte im vergangenen Monat mehr als 400 weitere Klagen wegen der möglichen krebsauslösenden Wirkung des Unkrautvernichtungsmittels zugelassen. Für diese Verfahren könnte das Urteil vom vergangenen Freitag Signalcharakter haben. Bayer sieht dies jedoch anders. „Weitere Fälle können vor anderen Gerichten und anderen Geschworenen verhandelt werden, die zu anderen Schlussfolgerungen gelangen können“, teilte der Konzernsprecher mit.
Nach dem US-Urteil gegen den Monsanto hat die Grünen-Politikerin Renate Künast ein Glyphosatverbot in Deutschland gefordert. „Man darf auch hier Bauern und Konsumenten nicht der Krebsgefahr aussetzen“, sagte sie im Deutschlandfunk. Künast rief Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dazu auf, Bauern die Anwendung des Herbizids zu verbieten.
Künast leitete selbst bis 2005 das Landwirtschaftsressort. Sie schlug Klöckner vor, betroffenen Bauern mit Agrarsubventionen die Umstellung zu erleichtern. Künast riet Bayer, Glyphosat und ähnliche Stoffe nicht weiter zu verarbeiten. „Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit für das Unternehmen, nicht noch weiter Schaden zu nehmen“, sagte die Grünen-Politikerin.
Unter Experten ist hoch umstritten, ob Glyphosat tatsächlich Krebs verursachen kann. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass keine Krebsgefahr von dem Herbizid ausgeht. Dagegen hatte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) vor drei Jahren konstatiert, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei.
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