Bayern: Coronabrandbrief von Klinikbetriebsrat

München – Die Coronazahlen in Bayern steigen und sorgen für immer mehr Druck auf die Krankenhäuser. Was dies für die Krankenhäuser bedeutet, verdeutlicht ein Brandbrief des Betriebsrates der städtischen München Klinik, aus dem die Süddeutsche Zeitung zitiert.
„Die Situation ist ernst und es wird noch schlimmer kommen“, heißt es demnach in dem Schreiben, das unter anderem an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gerichtet ist. „Die Notfallzentren sind überfüllt, die Patienten stapeln sich auf den Fluren.“ Die Sicherheit der Patienten und Mitarbeiter sei „nicht mehr gewährleistet, die Gefährdung ist real und beweisbar“.
Von der München Klinik heißt es dazu, die Intensiv- und Notfallversorgung in München sei „noch weitgehend sichergestellt, aber unter großem Druck“. Das gehe stark auf Kosten der Mitarbeitenden. Zudem gebe es eine steigende Zahl coronabedingter Personalausfälle.
Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, gebe es eine Reihe von Maßnahmen, um das Personal für dringlicherer Versorgungen zu bündeln. Dazu gehörten auch „temporäre Abteilungsschließungen oder Zusammenlegungen“. Auch das Münchner Gesundheitsreferat bestätigt, dass die Lage in den Kliniken „sehr angespannt“ sei. „Dennoch werden alle Personen, die eine dringliche medizinische Versorgung benötigen, behandelt“, sagte ein Sprecher.
In und um München sind die Zahlen während und nach dem Oktoberfest, das vor gut einer Woche endete, stark gestiegen. In der Stadt beträgt die Inzidenz 1.497,4. Das Gesundheitsreferat geht allerdings davon aus, es in München zusätzlich eine Dunkelziffer von mindestens dem Dreifachen der offiziell gemeldeten Infizierten gibt. Trifft dies durchgehend zu, würde sich daraus rein rechnerisch auch eine mindestens viermal so hohe Inzidenz ergeben.
Im Münchner Gesundheitsreferat rechnet man damit, dass die Fallzahlen „noch einige Tage auf hohem Niveau bleiben und der Gipfel der Klinikaufnahmen demnach noch nicht erreicht ist“. Zudem gebe es eine deutliche Zunahme von Influenzameldungen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bekräftigte gestern, dass die Wiesn aus seiner Sicht insgesamt ein Erfolg gewesen sei. Es sei klar gewesen, dass danach die Zahlen hoch gehen. „Wir müssen schauen, wie es da jetzt weitergeht.“
Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte auf Anfrage: „Ich habe das Gesundheitsreferat und die München Klinik um dringende Stellungnahme und Sachstandsbericht gebeten und erwarte mir bis morgen Vorschläge, wie mit der unbestritten schwierigen Situation weiter umgegangen werden soll.“
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