COVID-19: Intensivmediziner verhalten optimistisch

Berlin – Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) bewertet die Coronalage in diesem Herbst vorsichtig optimistisch. Das sagte DIVI-Präsident Gernot Marx.
„Wir Intensivmediziner sehen derzeit anteilig an den COVID-19-Erkrankten viel weniger Schwerkranke als vor einem Jahr. Auch haben wir Medikamente wie Paxlovid, die wir bei Patienten mit einem Risiko für einen schweren Verlauf frühzeitig einsetzen können“, sagte Marx.
Wichtig sei zudem, dass mittlerweile viele Patienten neben den Impfungen bereits eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hätten. „Die Situation ist heute also eine andere als vor einem Jahr oder gar vor zwei Jahren. Stabiler. Beherrschbarer“, so der Experte.
Intensivmedizinisch wegen einer SARS-CoV-2-Infektion behandelt würden im Augenblick vor allem die Menschen, die nicht vollständig geimpft und über 60 Jahre alt seien und relevante Vorerkrankungen hätten.
„Diese Menschen gehören zur vulnerablen Gruppe, haben also ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf – wie auch immunsupprimierte Menschen jedes Alters oder schwangere Frauen“, so Marx. Im Augenblick seien 81 Prozent der Patienten älter als 60 Jahre, die meisten seien sogar 70 Jahre oder älter.
Entwarnung gibt die DIVI aber keinesfalls. „COVID-19 bleibt eine ernst zu nehmende Erkrankung“, betonte der Präsident der Fachgesellschaft und verweist auf die STIKO-Impfempfehlungen. „Unter 60 Jahren drei COVID-Impfungen. Über 60 Jahren vier COVID-Impfungen. Dann besteht ein signifikanter Schutz vor einem schweren Verlauf“, so Marx. Wichtig sei außerdem die Impfung gegen Influenza, denn die Kombination aus Corona- und Grippeviren könne schwere Verläufe begünstigen.
Problematisch seien die Ausfälle von Mitarbeitern durch COVID-19. Ohne sie sei der reguläre Betrieb auf den Intensivstationen, in den Notaufnahmen und in den Normalstationen nicht aufrecht zu erhalten. Im Augenblick stünden daher 1.850 Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen als im zum gleichen Zeitpunkt im vergangenen Jahr.
„Die Betriebssituation ist sehr vulnerabel und reagiert sofort auf die Mehrbelastung beim Anstieg durch neue COVID-19-Patienten oder zahlreiche Einweisungen durch eine Grippewelle. Wir müssen uns also unbedingt um die Patienten kümmern, aber auch um diejenigen, die sie versorgen“, betonte der DIVI-Präsident.
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