Politik

Behandlungsrückgang: Zahlen zu Lockdowns erst Anfang 2023 erwartet

  • Donnerstag, 9. Juli 2020
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Berlin – Im Augenblick ist unklar, wie sich die Zahl der Krebs-Erstdiagnosen während der Coronapandemie im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion zurück. Die Antwort liegt dem Deutschen Ärzteblatt vor.

Danach übermitteln die Landeskrebsregister spätestens bis Ende Dezember des über­nächs­ten Jahres Daten zu allen bis zum Ende des Jahres erfassten Krebsneu­erkrankungen an das Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut – das bedeutet bis Ende 2022. Im Augenblick liegen beim RKI die Daten bis einschließlich des Jahres 2017 vor.

„Wir müssen, so schnell es geht, Daten zur Behandlungssituation von Krebserkrankten beschaffen. Abrechnungsdaten liegen vor, durch die Digitalisierung kann man diese auch effizient zur Analyse nutzen“, kommentierte Andrew Ullmann, FDP-Obmann im Gesund­heitsausschuss des Bundestages, die Antwort der Bundesregierung. Krebstodesfälle dürf­ten nicht zum tolerierten Kollateral­schaden durch COVID-19 werden.

Mitte Mai hatte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) berichtet, dass Krebspatienten wegen der Coronapandemie einen Besuch beim Arzt verschöben. Zwar lägen noch keine vollständigen Auswertungen zur Anzahl von Krebs­patienten in Kliniken und Praxen vor. Es sei aber eine Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumore wie Darm- oder Brustkrebs zu­rückgehe.

„Diese Screening-Untersuchungen haben nicht stattgefunden, entsprechend ist mit einer Welle von Neudiagnosen im Sommer und Herbst dieses Jahres zu rechnen. Auch die Zahl der in Tumorkonferenzen vorgestellten Patienten ist im April deutlich gesunken, in ein­zel­nen Institutionen um 30 bis 50 Prozent“, berichtete die DGHO.

Die Bundesregierung weist in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage jetzt daraufhin, dass die Politik in diesem Frühjahr nicht definiert habe, welche Leistungen aus medizinischer Sicht ausgesetzt oder aufgeschoben werden sollten. Die Entscheidung darüber, welche Diagnostik und Behandlung wegen der Pandemie verschoben werden konnte, habe viel­mehr beim Arzt und dem jeweiligen Krankenhaus gelegen.

hil

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