Warnung vor dem Aufschieben von Früherkennungsuntersuchungen
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt Patienten, nicht nur bei akuten Beschwerden einen Arzt aufzusuchen, sondern auch wichtige Früherkennungsuntersuchungen wieder wahrzunehmen, zum Beispiel Vorsorgekoloskopien.
„Unseren Schätzungen nach sind allein bei den Koloskopien seit Auftreten der Coronakrise mindestens 20.000 Untersuchungen in Deutschland entfallen“, sagte Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Sie seien entweder seitens der Kliniken verschoben, oft jedoch auch von Patienten abgesagt worden, weil diese sich vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 in Kliniken oder Praxen fürchten. Diese Sorge ist laut der Fachgesellschaft mittlerweile unbegründet.
„Gastroenterologische Abteilungen und Praxen setzen umfassende Hygienemaßnahmen um, um sowohl ihre Patienten als auch die Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen. Patienten können darauf vertrauen, dass sie bei uns sicher versorgt werden“, sagte Peter Buggisch, leitender Arzt des Leberzentrums Hamburg und Vorstandsmitglied der DGVS.
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) berichtet, dass wegen der Coronapandemie Krebserkrankungen später festgestellt würden. Es sei eine Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumore wie Darm- oder Brustkrebs zurückgehe, hieß es.
„Für einen gewissen Zeitraum ist das Verschieben oder Aussetzen von Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen angesichts einer Ausnahmesituation vertretbar, aber längerfristig droht ein Anstieg zu spät erkannter Krebsfälle“, warnte auch Helmut Messmann, Direktor der III. Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie am Universitätsklinikum Augsburg und Sekretär der Sektion Endoskopie der DGVS.
Patienten sollten deshalb mit ihrem Arzt besprechen, ob ihre geplanten Vorsorgeuntersuchungen unmittelbar oder in der nahen Zukunft stattfinden könnten, so seine Empfehlung.
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