Bei krankhaftem Eisenüberschuss ist auch die Lunge betroffen
Heidelberg – Ein krankhafter Eisenüberschuss zum Beispiel aufgrund eines genetischen Defektes betrifft offenbar nicht nur Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz und Gelenke, sondern auch die Lunge. Das folgern Heidelberger Wissenschaftler zusammen mit Arbeitsgruppen des Deutschen Zentrums für Lungenforschung in Gießen und Hannover aus Ergebnissen am Tiermodell. Die Arbeit ist im Fachmagazin EBioMedicine erschienen (2017; doi: 10.1016/j.ebiom.2017.04.036).
„Im Tiermodell für eine genetisch bedingte und schwer verlaufende Form der Eisenspeicherkrankheit war die Lunge, jedenfalls bestimmte Zelltypen des Lungengewebes, beinahe ebenso mit Eisen überladen wie die Leber“, sagte Joana Neves, Wissenschaftlerin im Team von Martina Muckenthaler, Abteilung Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg.
Bei den Mäusen des Tiermodells erschwerte dies im Rahmen der Studie die Atmung: Die Lunge war weniger dehnbar und das Atemvolumen verringert. Wie es sich beim Menschen verhält, muss noch geprüft werden. Die aktuellen Ergebnisse legen laut den Autoren jedoch nahe, diese Problematik vor allem bei Patienten mit Eisenüberladung und zusätzlich auftretenden Lungenerkrankungen im Blick zu behalten. Denn es häuften sich Hinweise, dass Eiseneinlagerungen auch bei einer Reihe chronischer Lungenerkrankungen vorkämen – hier vermutlich durch die anhaltende Entzündung verursacht – und mit einem schwereren Verlauf einhergingen.
„Über den Zusammenhang zwischen Eisenablagerungen und der Entstehung von Lungenerkrankungen ist noch sehr wenig bekannt, da sich Forscher auf dem Gebiet des Eisenstoffwechsels bislang wenig mit der Lunge beschäftigt haben“, sagte Marcus Mall, Direktor der Abteilung Translationale Pneumologie des Zentrums für Translationale Lungenforschung Heidelberg, einem Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung. Die Arbeit habe im Tiermodell gezeigt, dass Eisenablagerungen zu einer schweren Lungenerkrankung führen könnten – und nicht erst im Verlauf einer Lungenerkrankung aufträten. „Diese Entdeckung bildet eine wichtige Basis für die weitere Forschung“, so Mall.
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