Ärzteschaft

Belegärzte in der Geburtshilfe werden zur Rarität

  • Freitag, 14. März 2014
Uploaded: 14.03.2014 17:34:59 by mis
dpa

Köln – Rasant steigende Beiträge zur Berufshaftpflicht gefährden nicht nur die Existenz freiberuflicher Hebammen. Auch für niedergelassene Gynäkologen, die als Belegärzte in Krankenhäusern geburtshilflich tätig sind, entwickeln sich die Prämien zum Problem. Das legen Zahlen vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF) nahe.

Demnach ist ein Großteil der geburtshilflich tätigen Belegärzte über ein Versicherungs­konzept des BVF mit der R+V Versicherung und der Assekuranz AG haftpflichtversichert. Im Jahr 2009 bestanden 389 dieser Versicherungsverträge, Anfang 2014 nur noch 90. Genaue Zahlen über die Entwicklung der geburtshilflichen Belegärzte in Deutschland gibt es nicht. Doch die Daten des BVF zeigen einen deutlichen Trend.

Belegarztsystem in der Geburtshilfe wird an die Wand gefahren
Die Probleme der Belegärzte sind bisher von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt geblieben. Gerade in kleinen Krankenhäusern in ländlichen Regionen war in der Vergangenheit allerdings die belegärztliche Versorgung in der Geburtshilfe durchaus verbreitet. „Das Belegarztsystem in der Geburtshilfe wird im Moment vor die Wand gefahren“, kritisiert Volker Heinecke, stellvertretender Vorsitzender des BVF in Baden-Württemberg.

Er selbst ist niedergelassener Frauenarzt und hat 2010 seine Arbeit als Belegarzt aufgegeben. Dabei, meint Heinecke, handle es sich bei der belegärztlichen Versorgung es sich um eine kostengünstige, wohnortnahe und patientenorientierte Lösung. „Wir kennen die Frauen, behandeln sie während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt“, sagt er.

Haftpflichtprämien von 40.000 Euro und mehr
Dass die Prämien in den vergangenen Jahren explodiert sind, liegt nicht etwa daran, dass die Schadensfälle zugenommen haben. Die Höhe der Schadenssummen, die gezahlt werden müssen, ist enorm gestiegen. Der BVF spricht von Haftpflichtprämien für Belegärzte von mittlerweile 40.000 Euro und mehr. Der Verband fordert deshalb eine staatliche Übernahme der Versicherungskosten.

Den Hebammen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bereits Hilfe zugesagt. Auch der Bundesrat hat sich heute für eine Absicherung freiberuflicher Hebammen ausgesprochen. Mehrheitlich forderten die Länder die Bundesregierung auf, sich für eine flächendeckende geburtshilfliche Versorgung einzusetzen und Maßnahmen zu prüfen, um Haftungshöchstgrenzen für freiberuflich tätige Hebammen festzusetzen. Zudem müsse geprüft werden, ob das Risiko langfristig durch einen steuerfinanzierten Haftungsfonds abgesichert werden kann.

BH

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung