Ärzteschaft

Beratungsqualität von Hausärzten getestet

  • Dienstag, 17. Juli 2018
/Alexander Raths, stock.adobe.com
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Hamburg – Die Beratungsqualität in Hamburgs Hausarztpraxen ist mittelmäßig. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Verbraucherzentrale Hamburg. Sie hatte eine Versuchspatientin, die unter anhaltender Müdigkeit litt, zu 28 zufällig ausgewählten Hausärzten geschickt, um die Qualität von Anamnese, Untersuchung, Diagnose und Beratung sowie die Arzt-Patient-Beziehung im Erstgespräch zu bewerten.

Die Bewertung erfolgte über eine Checkliste, die in Zusammenarbeit mit einem Allgemeinmediziner auf Basis der Leitlinie „Müdigkeit“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) entwickelt wurde und unter­schiedliche Kriterien der Anamnese, Untersuchung und Beratung berücksichtigte. Danach fielen 15 Prozent der Hausärzte mit der Schulnote mangelhaft durch, ebenso viele arbeiteten hervorragend und erhielten die Schulnote 1. Die Note 2 oder 3 erreichten 50 Prozent der besuchten Ärzte. Die Arbeit des übrigen Fünftels war mit der Note 4 lediglich ausreichend.

Ungenaue Anamnese

Vor allem bei der Anamnese gibt es laut Verbraucherzentrale Optimierungspotenziale. So wurde die Krankengeschichte der Patientin nur von einem Drittel der Ärzte im ersten Gespräch einigermaßen ausführlich erfasst und die psychosozialen Aspekte in die Diagnosefindung einbezogen. „Fachärzte für Allgemeinmedizin fragten die Patientin häufiger auch schon im Erstbesuch nach ihrer psychosozialen Situation, während Internisten sich stärker auf die somatischen Aspekte konzentrierten, organbezogen schauten und entsprechende Untersuchungen vorschlugen“, berichtete Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Unterschiede stellten die Verbraucherschützer auch bei der Herangehensweise weiblicher und männlicher Mediziner fest. Ärztinnen fragten die Patientin aktiver nach ihrer Vorgeschichte, ihren Lebensumständen und möglichen Belastungen. „Deswegen schnitten Medizinerinnen bei unserem Ärzte-Check mit einer Durchschnittsnote von 2,3 sehr viel besser ab als ihre männlichen Kollegen mit 3,7. Das hat uns selbst erstaunt“, so Kranich.

Positiv auf die Qualität eines Arztbesuchs wirkt sich laut Erhebung auch die Dauer des Erstgesprächs aus. Ärzte, die sich mehr Zeit für Anamnese, Untersuchung, Diagnose und Beratung nahmen, erreichten tendenziell bessere Noten. Drei der vier besten Ärzte (Note 1) widmeten sich der Patientin 22 bis 45 Minuten. Drei Ärzte konnten aber auch zeigen, dass man in 10 bis 15 Minuten eine gute bis sehr gute Untersuchung durchführen kann.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburgs (KVHH) stufte den Test der Verbraucher­zentrale hingegen als höchst fragwürdig ein. „Er entbehrt auch nur den geringsten wissenschaftlichen Anforderungen und ist hochgradig manipulationsanfällig“, kritisierte KVHH-Sprecherin Stefanie Schäfer auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts.

hil/sb

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