Bereitschaftsdienstnummer und Notruf: Vertragsärzte plädieren für Ausweitung von Pilotprojekt

Bonn – Seit sechs Monaten läuft in Bonn ein Pilotprojekt, das die Notrufnummer 112 und den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 vernetzt. Erste Ergebnisse daraus sind aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) vielversprechend. Sie regt an, das Projekt auszuweiten.
Seit November des vergangenen Jahres wurden nach Angaben der KVNO mehr als 1.200 Anrufe nach erfolgter strukturierter medizinischer Einschätzung jeweils vom KVNO-Patientenservice (116117) an den Notruf 112 oder umgekehrt übergeben.
Der Vorstandsvorsitzender der KVNO, Frank Bergmann, betonte, dass gerade die direkte Übergabe samt aller wichtigen Informationen an den Notruf wertvolle Zeit spare und Leben retten könne. Die KV weist darüber hinaus darauf hin, dass die Verknüpfung der beiden Rufnummern auch umgekehrt für Entlastung sorgt.
„Jeder Fall, der von der rettungsdienstlichen Maßnahme in die vertragsärztliche Versorgung überführt werden kann, steigert auch die Verfügbarkeit des Rettungsdienstes für die tatsächlichen Notfallpatienten“, sagte Bergmann. Darüber hinaus fielen enorme Kosten weg, da die vertragsärztliche Behandlung nur einen Bruchteil der Rettungsdienst- und stationären Versorgungskosten benötige.
Die KVNO stellt die Frage, ob man das Projekt auf ganz Nordrhein oder sogar Nordrhein-Westfalen (NRW) ausrollen könnte. In NRW fehle aber bisher eine digitale Infrastruktur, die die Systeme des ambulanten Bereitschaftsdienstes (116117) und die des Rettungsdienstes (112) effizient miteinander verbinden könne, sagte Bergmann.
Wichtig für den Erfolg sei daher, die Frage der Umsetzung und den Zeitpunkt der Einführung nicht dem individuellen Ermessen einzelner Leitstellen zu überlassen. „Es braucht eine klare politische und finanzielle Rahmensetzung sowie betriebliche Unterstützung, damit alle 52 Leitstellen in NRW diese wichtige Infrastruktur zeitnah und koordiniert einführen können“, sagte Bergmann.
Er wünscht sich vom NRW-Gesundheitsministerium einen klaren Fahrplan, um die elektronische Vernetzung der Rufnummern 116117 und 112 so schnell wie möglich in NRW umsetzen zu können.
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