Bewegungsmangel kommt die Gesellschaft teuer zu stehen

Hamburg – Die Krankheitslast, die auf unzureichende körperliche Aktivität zurückzuführen ist, treibt die Kosten für Gesundheitssystem und Gesellschaft in die Höhe. Das berichtet eine Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im European Journal of Health Economics (2024, DOI: 10.1007/s10198-024-01697-9).
Einen positiven Effekt auf die Kosten beobachteten sie durch Freizeitsport, während hohe körperliche Aktivität bei der Arbeit in der vorliegenden Studie mit höheren Kosten einherging.
Die Analyse basiert auf den Daten von 157.648 Teilnehmern der NAKO Gesundheitsstudie, Deutschlands größter epidemiologischer Bevölkerungsstudie. Die Teilnehmenden machten darin Angaben zur körperlichen Aktivität in den Bereichen „Freizeit“, „Arbeit“ und „Fortbewegung“.
Die Forscher teilten das Level der körperlichen Aktivität über alle Bereiche gemäß Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in „ausreichend“ beziehungsweise „unzureichend“ sowie separat für jeden Bereich in „sehr niedrig“ bis „hoch“ ein. Die WHO empfiehlt 150 Minuten moderate bis anstrengende Bewegung pro Woche, um gesund zu bleiben und Krankheiten vorzubeugen.
Die Schätzung der Gesundheitskosten basierte auf Angaben der befragten NAKO-Teilnehmer zu Gesundheitsleistungen in den vergangenen zwölf Monaten. Darüber hinaus haben die Forscher weitere gesellschaftliche Kosten wie Produktivitätsverluste berücksichtigt, basierend auf Angaben zu krankheitsbedingten Fehlzeiten und gesundheitsbedingten Frühberentung.
Es zeigte sich: Unzureichend aktive Menschen hatten 188 Euro höhere durchschnittliche jährliche Gesundheitskosten und rund 482 Euro höhere Gesundheitskosten plus indirekte Kosten im Vergleich zu ausreichend aktiven Menschen. Der Unterschied war besonders deutlich in der Bevölkerung ab 60 Jahren.
„Interessanterweise war ein höheres Aktivitätslevel in der Freizeit mit niedrigeren Kosten für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft assoziiert, während höhere körperliche Aktivität bei der Arbeit mit höheren Kosten einherging“, berichtet Sophie Gottschalk, Wissenschaftlerin am Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung am UKE.
Eine mögliche Erklärung für dieses Paradoxon könnten Risikofaktoren am Arbeitsplatz sein, unter anderen schwere körperliche Arbeit, Fehlhaltungen oder Umweltfaktoren, so die Wissenschaftler.
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