Bezirkskliniken Mittelfranken: Bayerisches Innenministerium verlangt Aufklärung
Ansbach – Nach wiederholter Kritik am Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken hat das Innenministerium in Bayern als Aufsichtsbehörde den Bezirk um Stellungnahme gebeten. Zu den Inhalten des Schreibens wollte sich ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gestern nicht äußern.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung und der Nürnberger Nachrichten fragt das Ministerium unter anderem nach möglichen Interessenkollisionen bei Auftragsvergaben des Klinikums, nach der Fahrzeugflotte des Kommunalunternehmens und nach Kostensteigerungen und -kontrolle bei Bauvorhaben. Auch die Personalführung und die Bezüge von Klinik-Chef Helmut Nawratil werden demnach thematisiert. Die Stellungnahme des Bezirks werde abgewartet und dann geprüft, ob es Anlass für weitere Schritte gebe, sagte Herrmanns Sprecher.
Bezirk: Kein Grund für Meinungsänderung
Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU) hatte den Verwaltungsrat des Klinikums gestern zur Sitzung in Nürnberg einberufen. Im Anschluss sagte er, das Gremium habe die „Antworten, die wir gestern nach München geschickt haben, unisono akzeptiert“. Die Vorwürfe, um die es gehe, seien allesamt nicht neu, sondern bereits in den vergangenen Jahren diskutiert worden. „Wir warten jetzt die Antwort des Ministeriums ab und diskutieren es dann mit Herrn Nawratil“, hieß es. Zu Gerüchten um einen möglichen Rücktritt des Klinik-Chefs sagte Bartsch, es gebe es „keinen Grund, von unserem Entschluss von Ende Mai abzurücken“. Damals wurde Nawratils Vertrag bis 2022 verlängert.
Anlass für das Schreiben des Innenministeriums waren mehrere Medienberichte in den vergangenen Wochen. Darin wurde unter anderem der Leitungsstil Nawratils kritisiert sowie sein Gehalt, das im kommenden Jahr um fast 50 Prozent auf 380.000 Euro jährlich steigen soll. Die Süddeutsche berichtete zudem von einer laut Zeitung intern umstrittenen Auftragsvergabe an eine Einkaufsgenossenschaft.
Nawratil und Bartsch haben die Kritik stets zurückgewiesen. Bartsch sagte etwa, die Gehaltserhöhung spiegele die bisherigen Leistungen Nawratils und die aktuelle Marktlage eines Vorstands für ein Unternehmen mit rund 3.000 Mitarbeitern wider. Nach einem Defizit von fast zehn Millionen Euro im Jahr 2012 schrieb das Klinikum unter Nawratil zwei Jahre später wieder schwarze Zahlen.
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