Medizin

Bioresorbierbare Koronarstents: Wie Scaffold-Thrombosen vermieden werden könnten

  • Donnerstag, 8. Dezember 2016
Uploaded: 08.12.2016 12:25:39 by mis
dpa

Mainz – Eine einfache Modifizierung der Implantationstechnik könnte die Sicherheit einer neuen Generation von bioresorbierbaren Koronarstents verbessern. Denn die gefürchteten Scaffold-Thrombosen, die zum plötzlichen Herztod des Patienten führen können, treten laut der Auswertung eines Patientenregisters im Journal of the American College of Cardiology (JACC 2016; 67: 921-931) nur selten auf, wenn die Gefäße vor der Implantation auf mehr als 2,4 Millimeter dilatiert werden.

Die neueste Generation von Stents, die nach einer Ballondilatation eine erneute Stenose der Koronararterie verhindern soll, besteht aus biologisch abbaubaren Materialien wie etwa Milchsäure. Diese Stents lösen sich nach etwa sechs bis 18 Monaten auf. Wenn sich das Gefäß bis dahin stabilisiert hat und wieder elastisch auf unterschiedliche Leistungsanforderungen reagiert, könnten die Patienten im Idealfall auf eine duale Antithrombozytentherapie verzichten.

Die Einnahme dieser Medikamente ist bei älteren Metallstents notwendig, da sich an den Streben der Gefäßstützen sonst Blutgerinnsel bilden, die im schlimmsten Fall eine Stent-Thrombose mit dem kompletten Verschluss des Gefäßes zur Folge haben.

Überraschenderweise ist es in den klinischen Studien zu den neuen bioresorbierbaren Koronarstents ebenfalls zu Stent-Thrombosen gekommen, die hier als Scaffold-Thrombose bezeichnet werden. Unter den 1.305 Patienten, deren Daten die „Mainz Intracoronary Database“ speichert, ist dieses Ereignis bei 42 Patienten aufgetreten. Bei 22 Patienten kam es zu einem Herzinfarkt mit ST-Hebung (STEMI), bei sechs Patienten sogar zum plötzlichen Herztod.

Eine Multivariat-Analyse, die ein Team um Tommaso Gori von der Universitäts­medizin Mainz vorstellt, ergab, dass neun Patienten die Medikamente zur dualen Antithrombo­zyten­therapie abgesetzt hatten, sechs davon zu frühzeitig. Ein weiterer Risikofaktor war eine zu geringe Vordehnung der Koronarie bei der Ballondilatation, die der Implantation vorausgeht. Bei Stents mit einem Durchmesser von 2,5 bis 3,0 mm Lumen, stieg das Risiko auf eine Scaffold-Thrombose deutlich an, wenn die Gefäße auf weniger als 2,4 mm dilatiert wurden waren. Bei Stents mit einem Durchmesser von 3,5 mm scheint eine Dilatation auf 2,7 mm notwendig zu sein, schreibt Gori.

Seit die Implantationstechnik verändert wurde, sei die Rate von Scaffold-Thrombosen von 3,3 auf 1,0 Prozent gefallen. Der Unterschied blieb auch in einer Propensity-Score-Analyse (die unter­schiedliche Patienteneigenschaften vermeidet) mit einer Hazard-Ratio von 0,19 und einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,05 bis 0,70 signifikant. 

Die Forscher vermuten, dass bei einer zu geringen Dehnung der Koronarie die Gitter­streben, die bei den abbaubaren Stents dicker sind als bei Metallstents, zu eng liegen. Dies könnte eine Thrombozytenaggregation fördern und im ungünstigen Fall eine Scaffold-Thrombose auslösen.

rme

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