Ärzteschaft

Bluthochdruck: Europäer bleiben beim bisherigen Schwellenwert

  • Montag, 27. August 2018
/Picture-Factory, stockadobecom
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Berlin – Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat auf ihrem Kongress in München neue Leitlinien zur Behandlung des Bluthochdrucks vorgestellt. Die ESC folgen darin nicht den Neubewertungen der USA.

Als Behandlungsziel einer Therapie gilt für die ESC wie bisher grundsätzlich eine Senkung auf unter 140/90 mmHg, bei gut tolerierter Therapie sollte 130 mmHg als systolischer Wert angestrebt werden. Für Patienten unter 65 Jahren soll ein Zielwert von 120 bis 129 mmHg angestrebt werden. Ein Zielwert unter 120 mmHg ist laut Fachgesellschaft in keiner Patientengruppe zweckmäßig, weil die Risiken den potenziellen Nutzen überwiegen.

„Bei älteren Patienten werden höhere Schwellenwerte akzeptiert, zum Teil bis zu 160 mmHg, um unerwünschte Nebenwirkungen durch zu intensive medikamentöse Therapie zu vermeiden“, sagte Stephan Achenbach, Vorsitzender des Congress Programme Committee des ESC-Kongresses vom Universitätsklinikum Erlangen.

Die neuen europäischen Leitlinien zum Bluthochdruck wurden mit großem Interesse erwartet, weil im vergangenen Jahr in den USA die Werte für die Behandlungs­bedürftigkeit gesenkt worden waren. Als medikamentös behandlungsbedürftig gelten Patienten mit einem Blutdruck größer 130/80 in den neuen US-Leitlinien dann, wenn sie zusätzliche Risikofaktoren aufweisen.

Andere Patienten sollen mit Allgemeinmaßnahmen behandelt werden. „Aber selbst so sind gemäß den neuen US-Leitlinien in den USA alleine etwa vier Millionen Menschen zusätzlich medikamentös behandlungsbedürftig, die es bei einem Schwellenwert von 140/90 mmHg nicht wären“, sagte Achenbach.

„Bei uns bleibt 140/90 mmHg die rote Linie. Erst ab da muss der Blutdruck medikamentös gesenkt werden. Lebensstilmaßnahmen zur Blutdrucksenkung werden aber bereits bei hochnormalen Blutdruckwerten (130–139/85–89 mmHg) empfohlen“, erläuterte Peter Trenkwalder, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.

Hier hätten es die Menschen selbst in der Hand, durch ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und Abnehmen bei Übergewicht ihren Blutdruck zu senken. „Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen und der Blutdruck über den Grenzwert von 140/90 mmHg steigt, sollten zusätzlich medikamentöse Blutdrucksenker eingesetzt werden“, so Trenkwalder.

Neue Empfehlung für den Therapiestart

Neu ist in der jetzt veröffentlichten europäischen Blutdruck-Leitlinie eine Behandlungsempfehlung zum Therapiebeginn. Demnach sollte bei einer Mehrheit der Hochdruckpatienten künftig von Anfang an eine Behandlung mit zwei unterschiedlich wirkenden Substanzen erfolgen.

Bisher wurde empfohlen, zunächst mit einem Medikament zu beginnen, und erst bei Bedarf mit einem zweiten oder dritten Medikament zu kombinieren. „In diesem Zusammenhang wird in der neuen Leitlinie angemerkt, dass Kombinationspräparate, in denen die Substanzen in einer Tablette enthalten sind, die Therapietreue erhöhen dürften“, so Achenbach.

hil

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