Ärzteschaft

Bluthochdruck­behandlung in Deutschland entspricht laut Fachgesellschaft selten Leitlinienstandards

  • Dienstag, 12. April 2022
/pictworks, stock.adobe.com
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Düsseldorf – Bei der Bluthochdruckbehandlung kommen in Deutschland zu selten Kombinationspräpa­rate zum Einsatz – was der Therapietreue und damit der Blutdruckeinstellung schadet.

Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Sie bezieht sich dabei auf eine Studie, die im Fachmagazin Clinical Research in Cardiology erschienen ist (DOI: 10.1007/s00392-022-01993-5).

2018 wurden die europäischen Leitlinien zum Management der Hypertonie aktualisiert, um betroffene Patienten von Beginn der Krankheit an intensiver und zielgerichtet zu behandeln. Darin wurden auf Grund­­lage der aktuellen Studienlage die Ziel-Blutdruckwerte nach unten angepasst. Sie sollen zwischen 120 bis 130 mmHg systolisch und 70 bis 80 mmHg diastolisch liegen. Diese Werte können laut der DGK mit Lebensstilmaßnahmen und mit einer in den meisten Fällen notwendigen medikamentösen Therapie erreicht werden.

„Eine ganz wesentliche Neuerung in den europäischen Empfehlungen ist, dass die meisten Betroffenen von Anfang an mit einer dualen Wirkstoffkombination behandelt werden sollten. Hierdurch kann eine größere und raschere Blutdrucksenkung erreicht werden, mit der die Patienten schneller zu ihrem Ziel­wert gelangen“, erläutert Michael Böhm, Pressesprecher der DGK.

Aber viele Patienten mit arterieller Hypertonie nehmen laut der DGK ihre Medikamente nicht regelhaft ein, was den Erfolg der Behandlung deutlich beeinträchtige. Eine Therapie mit Kombinationspräparaten in einer Tablette erleichtere den Patienten die Einnahme. Es war laut der Fachgesellschaft aber bisher unklar, inwiefern diese Leitlinienempfehlungen in der Behandlung der Hypertonie in Deutschland Be­rück­sichtigung finden.

Die neue Studie bringe hier Klarheit: Danach waren im Jahr 2016 15,4 Prozent der verschriebenen blut­drucksenkenden Medikamente Fixdosiskombinationen, 2020 lag die Zahl sogar nur bei 10,9 Prozent. Obgleich die Zahl der verschriebenen Blutdrucksenker von 143 Millionen Packungen in 2016 auf 153 Millionen Packungen in 2020 kontinuierlich zunahm, reduzierte sich die Verschreibung der Fixkombina­tionspackungen von 22,2 Millionen (2016) auf 16,6 Millionen (2020).

„Fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung der europäischen Leitlinien zeigt sich in Deutschland eine erschreckend niedrige Rate an Hypertoniepatienten, die eine leitliniengerechte Therapie erhalten. Dies ist von klinischer Relevanz, da eine Therapie mit Fixkombinationen nachweislich zu einer besseren Blut­druckkontrolle führt und die Einnahmetreue der Patienten erhöht“, sagte Felix Mahfoud vom Universi­täts­klinikum des Saarlandes und Sprecher der Arbeitsgruppe Arterielle Hypertonie der DGK. Er ist auch Erstautor der Studie.

Mahfoud weist daraufhin, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Medikationskatalog Hyperto­nie mehrere Fixkombinationen zur Behandlung der Hypertonie als Standardsubstanzen eingestuft habe.

hil

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